© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/24 / 25. Oktober 2024

Gerücht der Woche
Aus- oder Aufstieg?
Werner Becker

Wenn einer „zu faul oder zu doof ist, einen richtigen Beruf zu ergreifen, wird er Journalist“, behauptete einst das legendäre Fernseh-„Ekel“ Alfred Tetzlaff. Eine ganz andere Motivation, künftig „was mit Medien“ zu machen, könnte Christian Lindner umtreiben: die nächste Bundestagswahl. Danach dürften nämlich angesichts aktueller Umfragewerte von drei Prozent für die FDP seine Chancen, Bundesminister und Abgeordneter zu bleiben, ziemlich gering sein. Andererseits ist der Parteichef mit 45 Jahren zu jung für den Ruhestand. Nun kommt der renommierte Branchendienst kress pro mit dem Gerücht um die Ecke, es sei eine „Option im Zuge einer beruflichen Neuorientierung“, daß Lindner beim Schweizer Ringier-Verlag anfängt. Als Begründung führt das Medienmagazin seinen Auftritt bei der Jubiläumsfeier der Ringier-Journalistenschule in Zürich – mitten in der heißen Phase des Brandenburger Landtagswahlkampfs (FDP-Ergebnis 0,83 Prozent) und der Koalitionskrise in Berlin. Kress pro schreibt, Lindner habe sich dort „mit der gesamten Spitze des Hauses“ geduzt – sogar mit dem 75jährigen Patriarchen Michael Ringier. Die Gäste hätten getuschelt, der FDP-Vorsitzende werde Ringier nach seinem Abschied als Minister wohl häufiger zu Diensten sein. Auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) heuerte der Verlag 2005 nach dessen Abwahl an. Ganz fremd dürfte Lindner die Branche eh nicht sein, sind doch sowohl seine Ex- als auch seine aktuelle Gattin Journalistinnen. Weiterer Vorteil des Wechsels: Einem bösen Witz zufolge sind Journalisten zwar nur bei Haien beliebt – haben sie doch angeblich kein Rückgrat, dafür aber eine fette Leber. Doch tatsächlich genießt die schreibende oder sendende Zunft bei immerhin 32 Prozent der Deutschen (noch) ein hohes Ansehen. Politiker liegen in diesem Ranking mit nur 14 Prozent vier Plätze darunter.