Die Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar im Gazastreifen schließt für Israel einen Kreis: Sinwar war Drahtzieher des brutalen Überfalls vom 7. Oktober 2023. Mit seinem Tod sind alle Führungsfiguren sowohl der Hamas im Gazastreifen als auch der Hisbollah im Libanon ausgeschaltet. Es ist ein großer symbolischer Erfolg. Er spiegelt wider, daß es den Israelis gelungen ist, die Fähigkeiten ihrer Feinde stark zu reduzieren.
Gleichzeitig darf die praktische Wirkung nicht überbewertet werden: Hamas wird weiter existieren. Und daß Gespräche über einen Waffenstillstand zuletzt völlig versackt waren, lag zwar auch an Sinwar. Ob sich die Ausgangslage mit seinem Tod verbessert hat, ist dennoch offen. Die Hamas ist eine Blackbox: Wer das Sagen hat, ist unklar. Niemand weiß, ob noch eine zentrale Kontrolle über die einzelnen Hamas-Zellen besteht, geschweige denn über die Personen, die weiterhin 97 israelische Geiseln festhalten.
Hinzu kommt: Israels Schwerpunkt hat sich auf den Kampf im nördlichen Nachbarland Libanon verlagert. Es befindet sich dort mitten in Bodenoperationen, mit denen es die Hisbollah auf Jahre schwächen will. Daß diese nun abgebrochen wird, ist ausgeschlossen. Auch eine israelische Reaktion auf Irans Raketenangriff vom Monatsanfang steht noch aus. Israel versteht den Konflikt längst nicht mehr als einen Krieg primär in Gaza, sondern als Kampf gegen die „iranische Achse“ insgesamt. Und dieser ist noch lange nicht vorbei.