© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/24 / 18. Oktober 2024

Frisch gepreßt

Polizeigewalt. Was kommt dabei heraus, wenn Mohamed Amjahid ein Buch über Polizeigewalt schreibt? Ja, eben jener Journalist mit marokkanischem Migrationshintergrund, der 2021 mit seinem Bestseller „Der weiße Fleck“ eine Anleitung zu rassistischem Denken gegen Weiße vorlegte und der Masseneinwanderung als „freundliche Übernahme Deutschlands durch Nichtweiße“ freudig begrüßt. Sie ahnen es: ein Pamphlet. Schade, denn das Thema Kontrolle staatlicher Gewalt ist wichtig, und unverhältnismäßige Polizeibrutalität ist (ebenso wie Gewalt gegen Polizisten) ein Problem. Immerhin steuert das Buch hier einige besorgniserregende Fälle bei, doch statt die Problematik einer objektiven Analyse zu unterziehen, nutzt der Autor die Daten für eine weitere ideologische Kampfschrift. Das beginnt schon damit, daß er mit Polizeigewalt keineswegs nur Fälle illegitimer Gewalt meint, sondern letztlich die Macht der Polizei als Exekutivorgan an sich. Er wittert eine „Cop Culture“, also eine Kultur des Wegschauens und der systematischen Billigung von Machtmißbrauch, gedeckt vom eigenen Apparat, der Justiz, der Polizeigewerkschaft und sogar den Medien. Diese Verschwörung werde durch den Umstand begünstigt, daß die meisten Deutschen gegenüber ihren Ordnungshütern eine positive Einstellung pflegen. Während diese in Wahrheit doch ein Hort des institutionellen Rassismus und überhaupt der Unterdrückung „verletzbarer Minderheiten“ seien. Weshalb, so macht das Buch klar, es auch nicht nur nötig ist, die blaue Truppe zu entmachten, wenn nicht abzuschaffen, sondern auch die Gesellschaft von ihren Vorstellungen von Recht und Ordnung zu reinigen, die schließlich nichts anderes als historisch geronnener Rassismus, Sexismus, Klassismus, „Ableismus“, queer- und Flüchtlingsfeindlichkeit seien. Quelle für das Geschwurbel? Angebliche „Whistleblower:innen“, deren Identität natürlich nur Amjahid kennt. Ein AfD-Mitglied würde ein Buch dieser Radikalität wohl schnurstracks in den Verfassungsschutzbericht führen, Mohamed Amjahid hingegen in den Autorenstamm des Piper Verlags und in die Spalten von Spiegel, Zeit, SZ sowie auf Sendeplätze bei ARD und ZDF, für die er schon bisher tätig war. (mo)Mohamed Amjahid:


„Alles nur Einzelfälle?“ Das System hinter der Polizeigewalt. Piper Verlag, München 2024, broschiert, 352 Seiten, 18 Euro