Die Corona-Zeit hat viele offene Wunden hinterlassen. Die „Zeigt mit dem Finger auf sie“-Hetze gegen Impfskeptiker und Maßnahmenkritiker hat viele Menschen diesem Staat entfremdet. Insgesamt 183 Tage blieben die Schulen bei uns geschlossen, nur Polen liegt mit 273 Tagen in dieser unrühmlichen Statistik im europäischen Vergleich noch vor Deutschland. Aller analogen sozialen Kontakte beraubt, durften sich die Kinder und Jugendlichen dann auch noch vom Staats- und Regierungskomiker Jan Böhmermann als „Ratten“ beschimpfen lassen, da sie angeblich maßgeblicher Treiber der Pandemie seien.
Tausende alter und kranker Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern mußten alleine sterben, um sie vor einem Virus zu schützen. Wer es wagte, über mögliche Nebenwirkungen an den neuen, mit heißer Nadel gestrickten mRNA-Therapeutika zu spekulieren, wurde von Gesundheitsminister Karl Lauterbach als Verschwörungstheoretiker markiert. Nebenwirkungen seien ausgeschlossen, dekretierte er, und die Impfkampagne nahm ihren Lauf. Mittlerweile sind die teils tödlichen Konsequenzen der Impfung gerade für Herzgeschädigte und chronisch Kranke ins öffentliche Bewußtsein eingesickert. Doch eine Aufarbeitung wird es nicht geben. Einzig AfD, BSW und Teile der FDP treten vehement für die Einrichtung von Untersuchungsausschüssen auf Bundes- und Landesebene ein, alle anderen Parteien lehnen ab.
Der Virologe Hendrik Streeck wurde während der Pandemie als Gegenspieler des Lockdownpapstes Christian Drosten aufgebaut, da er schon recht früh die propagierte Gefährlichkeit des Virus bezweifelte. In seinem neu erschienenen Buch „Nachbeben“, welches sich wie ein Bewerbungsschreiben für seine angekündigte Bundestagskandidatur auf dem Ticket der CDU im kommenden Jahr liest, zieht er Bilanz und unterbreitet einige Vorschläge für anstehende Pandemien. Viel Neues erfährt der Leser, der die Debatten der vergangenen Jahre mitverfolgt hat, hier nicht. Das ist beim Buch „Die Corona-Verschwörung“ der Juristin mit Schwerpunkt Arzneimittelrecht Brigitte Röhrig anders. Detailliert rekonstruiert sie die Vorgänge hinter der Zulassung der Corona-Impfstoffe. Dabei berücksichtigt sie politische, rechtliche und medizinische Faktoren und basiert ihre Analysen unter anderem auf zahlreichen Originaldokumenten der Pharmaindustrie sowie der Zulassungsbehörden, die einem den Atem stocken lassen. Der krawallig anmutende Titel führt in die Irre. Röhrig leistet hier genau die Aufklärungsarbeit, vor der die Politik sich drückt, da sie selbst Teil des Problems war und ist.
Wie wurde das deutsche Volk auf die anstehenden Impfkampagnen vorbereitet? Wie wurde der Rechtsrahmen für dieses Vorhaben angepaßt? Welche Institutionen und Personen hatten ein maßgebliches Interesse an einer beschleunigten Zulassung der Impfstoffe? Welche Lehren können wir heute aus diesen Vorgängen ziehen? Anhand dieser vier Fragestellungen strukturiert Röhrig ihr Buch und kommt zu schockierenden Ergebnissen. Der interessierten Öffentlichkeit weitgehend bekannt ist das Strategiepapier des Innenministeriums vom März 2020, gemäß dem das Volk durch Schockkampagnen und der medialen Verbreitung von Worst-Case-Szenarien zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen gebracht werden sollte. Herrschaft durch Angst war das Gebot der Stunde.
Ab dem zweiten Kapitel konzentriert sich die Autorin auf die medizinischen und rechtlichen Vorgänge der Impfstoffzulassung, die von der parallel ablaufenden medialen Angstpropaganda permanent begleitet wurden. Dabei legt Röhrig Wert darauf zu betonen, daß es sich bei den neuen Impfstoffen eben nicht um Impfstoffe im klassischen Sinn handele, sondern um Gentherapeutika. Detailliert beschreibt sie die Funktionsweise der neuen mRNA- und Vektor-„Impfstoffe“, die nachhaltigen Einfluß auf unser Erbgut ausüben. Daß der Prozeß der beschleunigten Zulassung von den beteiligten Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer vorangetrieben wurde, überrascht wenig. So haben sich unter anderem die Biontech-Bosse Ugur Sahin und Özlem Türeci bereits 2008 dafür eingesetzt, „Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten“ pauschal aus der Definition von Gentherapeutika zu streichen. Unterstützt wurden sie dabei von EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso, der federführend dazu beitrug, daß diese Definition 2008 gültiges EU-Recht wurde. Seit 2016 arbeitet Barroso als Berater für Goldman Sachs und ist seit 2023 zudem Vorsitzender des Lobbyvereins „Gavi, die Impfallianz“, der sich für globale Impfkampagnen einsetzt. Sind solche personellen Überschneidungen der endgültige Beweise für Verschwörung und Korruption? Nein, aber in Verbindung mit der Weigerung von Politik, diese Vorgänge zu untersuchen, entsteht das Bild einer korrupten Elite, das nicht einfach so von der Hand zu weisen ist.
Wirklich erschütternd sind Röhrigs Ausführungen zu den Testverfahren zur beschleunigten Zulassung. Unter stillschweigender Duldung der zuständigen Behörden bescheinigte man den Gentherapeutika ihre angebliche Nebenwirkungsfreiheit, obwohl man bewußt vulnerable Gruppen wie Schwangere, Stillende und besonders chronisch Kranke nicht in die Versuchsreihen inkludiert hatte. Gerade bei chronisch Kranken hat die sogenannte Impfung zu teils schwerwiegenden Komplikationen geführt. Auch hier trägt die Weigerung einer Aufarbeitung dazu bei, das Vertrauen in die beteiligten Behörden und Institutionen nachhaltig zu erschüttern.
Hendrik Streecks Darlegungen erschöpfen sich zumeist in Allgemeinplätzen. Er wolle dazu beitragen, „die Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden und den Populismus zu bekämpfen“. Dabei ist es gerade dieser inhaltsleere Politikersprech, der die Menschen zunehmend abstößt. Einer seiner wenigen konkreten Vorschläge betrifft die Einführung eines wissenschaftlichen Chefberaters im Kanzleramt, also eine Art deutschen Anthony Fauci zu installieren. Man kann sich unschwer vorstellen, nach welchen Kriterien solch ein Chefberater rekrutiert werden würde: richtige Gesinnung, Geschmeidigkeit, Formbarkeit. Vielleicht denkt Herr Streeck da an sich selbst, falls es mit dem Direktmandat bei den kommenden Wahlen nicht klappen sollte.
Die Corona-Zeit hat Millionen in ihrem Glauben an den Staat erschüttert. Eine Versöhnung kann nur über den Weg der konsequenten Aufklärung gelingen und nicht über die bloße Ankündigung, die Spaltung überwinden zu wollen. Jeder weiß mittlerweile, welche konkreten Handlungen solch einer Hohlphrase folgen: keine. Mehr Röhrig, weniger Streeck sollte das Gebot der Stunde lauten.
Hendrik Streeck: Nachbeben. Die Pandemie, ihre Folgen und was wir daraus lernen können. Piper Verlag, München 2024, gebunden, 320 Seiten, 22 Euro
Brigitte Röhrig: Die Corona-Verschwörung. Wie die Bevölkerung über die Covid-19-Impfung getäuscht wurde. Mit einem neuen Vorwort zur aktuellen Lage. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2024, broschiert, 528 Seiten, 24 Euro
Foto: Polizeibeamte ermahnen 2021 Kinder im Berliner Mauerpark, den Mindestabstand im Rahmen der Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus zu beachten: Die Weigerung einer Aufarbeitung erschüttert das Vertrauen in die beteiligten Behörden und Institutionen