Ehrlich gesagt konnte ich Cristiano Ronaldo nie leiden. Sein egozentrisches Gehabe, sein breitbeiniges Aufstellen vor Freistößen, sein Torjubel, sein „Übersehen“ von besser postierten Mitspielern – all das ging mir gegen den Strich. Nun wird der Portugiese in einem Vierteljahr 40 und ist fast noch genauso fit wie vor 21 Jahren, als er erstmals in der Nationalelf spielte. Am vergangenen Sonnabend traf er beim 3:1 in Polen zum dritten Mal im dritten Nations-League-Spiel, schoß noch an die Latte und vergab eine Riesenchance, weil er uneigennützig auf einen Mitspieler wartete, dem er das Tor schenken wollte, der dann aber vergab. Mein Bild hat sich gewandelt: Ich habe extremen Respekt vor seiner Disziplin. In nun sagenhaften 215 Länderspielen hat er 133 Tore erzielt.
Als er vor fast zwei Jahren nach Saudi-Arabien zu al-Nassr FC wechselte, dachte ich: Das war’s. Er läßt seine Karriere – zugeschüttet mit dem Geld der Scheichs – austrudeln. Doch auch dort trifft er wie er will: 54 Tore in 53 Spielen. Er ist so gut, daß Nationaltrainer Roberto Martinez nicht auf ihn verzichten kann.
An die EM 2004 in Portugal können Sie sich vielleicht noch erinnern, weil es Otto Rehhagel gelang, mit dem Fußballzwerg Griechenland Europameister zu werden. Ich weiß aber auch, wie damals Ronaldos Stern aufging, der da schon seit einem Jahr in der Selecao spielte. Gegen Holland schoß er seine Portugiesen ins Endspiel, das diese 0:1 verloren. Ronaldo weinte und wurde in die „Mannschaft des Turniers“ berufen.
20 Jahre ist das her. Und wenn ich ihn heute spielen sehe, denke ich, 2044 könnte er immer noch Höchstleistungen bringen. Parabéns, Cristiano.