© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/24 / 18. Oktober 2024

Leserbriefe

Zu: „Von Stabilität weit entfernt“ von Antje Hermenau, JF 41/24

Stunde der Wahrheit schlägt noch

Welch ein Irrglaube, Verbote könnten Demokratie und gute Politik ersetzen! Für neue Parteien und deren Mandatsträger bleibt zunächst einmal noch die Stunde der Wahrheit abzuwarten, bis der Lohn für die „Steigbügel-Hilfen“ fällig wird. Auch von einer neuen Partei, BSW, die plötzlich als „regierungsfähig“ gilt und dafür in allen Medien präsent ist und mit Sendezeiten nahezu überfüttert wird. Bisher ist dieses Bündnis jeden Nachweis entsprechender Befähigung schuldig geblieben; die Gründerin bislang eher bekannt durch die Gründung der Kommunistischen Plattform in der zerstrittenen Nachfolge-Organisation der SED und bekennende Bewunderin Stalins, der mit Hitler zusammen paktierte, um Polen militärisch zu zerschlagen und die Beute unter sich aufzuteilen. Es wäre wünschenswert, wenn man nicht nur die eigenen Pfründe, sondern das tatsächliche Wohl und den nicht mehr vorhandenen Schutz des Bürgers im Auge hätte.

Gerhard Franke, Mainz






Zum Schwerpunktthema: „Held oder Scharlatan?“, JF 41/24

Libertäre Neuauflage: Was tun?

Wenngleich inhaltlich kein Fan von Javier Milei, komme ich nicht umhin, sein rebellisches Auftreten und seine berechtigte Kritik an einem maroden Staaatssystem zu bewundern. Es ist die Art von Milei, zu begeistern oder oder für Ablehung zu sorgen, wie sie einst ein Lenin, Castro oder „Che“ Guevara verkörperten, wenn auch in anderem Stil. 

Nichts steht „Hammer und Sichel“ gleichzeitig inhaltlich so fern und symbolisch so nahe wie Mileis Auftritte mit Kettensäge im Wahlkampf. Beide Symbole standen respektive stehen für eine Kampfansage an die Herrschenden, wobei es die Linke nicht mehr verstanden hat, ihren Gegenpol zum System zum Ausdruck zu bringen. Milei wirkt ehrlich, authentisch und provokant , wenn er zum Volk spricht. Sein „Anarcho-Kapitalismus“ trifft in Argentinien einen Nerv wie im 19. Jahrhundert Marx mit seinem „Kommunistischen Manifest“. Im Gegensatz zu Marx kann Milei zu seiner Lebzeit in der Praxis seine Utopie beweisen, woran er von seinen Anhängern und Gegnern gleichzeitig gemesssen wird. Ob seinee Ideen letzlich die Welt verändern werden, ist vom Erfolg abhängig.

Marcel Jacobs, Hamburg






Zu: „Vor 35 Jahren / Deutschland im Herbst“ von Dieter Stein, JF 41/24

Prophetische Episode vom 3. Oktober 1990

Ende September 1990 fragte ich telefonisch bei meinem Studienfreund Walter in Berlin Lichtenberg an, ob ich am 3. Oktober bei ihm übernachten könne. Spontan sagte er zu. In Erwartung des historischen Ereignisses näherten wir uns mit einer Flasche Sekt am späten Abend des 2. Oktober bei festlicher Musikübertragung Unter den Linden dem Brandenburger Tor. Zu unserer Überraschung sahen wir in dem Strom der Menschen eine kleine Gruppe mit großer roter Fahne, die diszipliniert in Gegenrichtung, also von Westberlin nach Ostberlin, durch das Tor pilgerte, ohne von den Passanten beachtet zu werden. Diese Situation wirkte sehr skurril, denn man erinnerte sich instinktiv an die Parolen beim Mauerbau, der genau damit begründet wurde, daß mit dem „antifaschistischen Schutzwall“ das Ziel der Imperialisten, mit Pauken und Trompeten durch das Brandenburger Tor einzumarschieren, unterbunden worden sei.

Helmut Sprinz, Leipzig






Zu: „Leicht erregbar in Erfurt“ von Christian Vollradt, JF 41/24

Bald auch keine Zwangsgebühren mehr

Die Regel, daß in der konstituierenden Sitzung der Präsident auf Vorschlag der größten Fraktion gewählt wird, hatte also Gesetzesrang! Auf keinen Fall wollten das die anderen Fraktionen, weil unter diesem Vorzeichen die geheime Wahl viel zu risikoreich gewesen wäre. Man stelle sich vor, eine schalkhafte AfD-Fraktion hätte nach dem Durchfallen ihres eigenen Kandidaten einen Abgeordneten vom BSW vorgeschlagen. Der wäre womöglich mit den AfD-Stimmen gewählt worden, Herr König hätte seinen bereits kalt gestellten Sekt aus dem Kühlschrank nehmen müssen und auch andere Vereinbarungen und Versprechungen wären Makulatur gewesen. Daher der Gang zum Gericht. Die Richter fanden aus dem Dilemma einen originellen Ausweg: Das Gesetz hat hier keinen Geltungsanspruch. Die Begründung: „Das Thüringer Geschäftsordnungsgesetz dient der bloßen Arbeitserleichterung eines neu gewählten Landtages.“ Ein aufregend neuer Gedanke, daß sich in einem solchen Fall der Normadressat nicht an das Gesetz halten muß. Damit können die Zwangsgebühren des Fernsehens entfallen.

Johannes Lambert, Ministerialrat a.D., Leinfelden- Echterdingen




Fehlender Respekt vor den Wählern

Das Spektakel um die Wahl des Landtagspräsidenten wurde nicht von der Mehrheitsfraktion, sondern von der CDU und ihrem Gefolge, Linke, SPD und BSW angerührt. Warum sollte die Mehrheitsfraktion im Landtag auf ihr in der Thüringischen Verfassung verbrieftes Recht, als erstes einen Kandidaten für den Landtagspräsidenten zu benennen, freiwillig verzichten? Es wäre CDU und ihrem Gefolge unbenommen geblieben, diesen Vorschlag abzulehnen und anschließend einen eigenen Kandidaten zu benennen. Statt demokratische Spielregeln einzuhalten hat man sich entschieden, einen Skandal zu provozieren, um der Mehrheitsfraktion zu schaden. Offensichtlich hat man keinen Respekt vor den Wählern in Thüringen und hält sie wohl für dumm.

Karl Braun, Haiterbach






Zur Meldung: „Soldat in Haft: Politiker appellieren für Freilassung“, JF 41/24

Zweiparteiensystem

Dieser Fall beweist, daß es 35 Jahre nach dem DDR-Mauerfall wieder politische Gefangene gibt. Da sich nur die AfD für die Freiheitsrechte des bedrängten Soldaten stark macht, kann ich nur Alice Weidel zustimmen, die nach der Brandenburg-Wahl konstatierte: „Es gibt zwei Parteien in Deutschland, die AfD und die anderen.

Carsten Zölllner, Berlin






Zu: „Verstecke dich im hellen Licht“ von Alexander Goloss, JF 41/24

Tadelloses Mitglied der Schafherde

Bei der Bebilderung Ihres Artikels muß ich automatisch an den treffenden Spruch des Physikers Albert Einstein denken: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein.“

Dr. Robert Romming, Roth/Mfr.






Zur Meldung: „Zwei Drittel der Ukraine-Flüchtlinge wollen bleiben“, JF 41/24

Schutzbedürftige Deserteure

Diese Nachricht aus Prag macht das Dilemma deutlich, daß sich auch wehrpflichtige ukrainische Männer in der Tschechei aufhalten; in Deutschland sind es kolportiert an die 200.000 männliche Fahnenflüchtige. Sie genießen den Status als Kriegsflüchtlinge, obwohl sie Deserteure sind. Und wenn dann noch ausgeführt wird, daß lediglich 20 Prozent nach Kriegsende zurück in ihre Heimat wollen, so hat das sicherlich damit zu tun, daß diese wehrpflichtigen, mit einem Ausreiseverbot belegten Männer juristisch als Straftäter gelten und moralisch bestimmt nicht willkommen sind. Hierzulande frönen sie ein ruhiges und vollversorgtes Leben aus Steuergeldern fremder Länder, unter anderem in Deutschland, während ihre ehemaligen Nachbarn im Heimatland im Schützengraben verrecken. Selenskyj sollte sich stärker überlegen, ob er den fahnenflüchtigen Tätern Amnestie gewährt, wenn sie jetzt zur Verteidigung ihres Landes freiwillig zurückkehren. Denn immerhin haben sie ihren Wohlstand, den sie unter anderem offen auch auf deutschen Straßen mit ihren hochwertigen Verbrennern zeigen, ihrem „ausgedienten Heimat-Land“ Ukraine zu verdanken.

Werner O. Hamann, Leipzig






Zu: „GegenAufklärung“ von Karlheinz Weißmann, JF 41/24

Gewerkschaft für die Altparteien

Die Vorgänge bei der Eröffnung des Thüringer Landtags haben auch mich entsetzt! Gestatten Sie mir aber doch, eine (englisch-)sprachige Anmerkung zu machen: Ein „closed shop“ bezeichnet im Englischen nicht eine geschlossene Gesellschaft (was Sie in Ihrer Kolumne wahrscheinlich meinten), sondern einen Betrieb, in dem alle Beschäftigten einer Gewerkschaft angehören. Nun ja, eine solche könnte man sich für die Blockparteien noch ausdenken. 

Ihre drei Phasen der grünen Parteigeschichte finde ich sehr zutreffend! Vielen Dank dafür und für Ihre Kolumne insgesamt, die ich immer gerne lese.

Jacqueline A. Henley, Stuttgart






Zu: „Im Kalifat gibt es keinen Diskurs“ von Werner Sohn, JF 41/24

Christentum und Freiheit untrennbar

Die islamischen Eroberungsgelüste haben sich seit 1.300 Jahren nicht geändert. Sie wurden in Eu­ropa zurückgeschlagen, weil ein unbändiger Wille vorhanden war, Christentum und Freiheit zu verteidigen. Was uns schützte, war die technische Überlegenheit. Welche eine kriegerische Eroberung durch Moslems mit Schwert und Lanze aussichtslos machte. Die Moslems haben aber nicht aufgegeben. Sie haben sich stattdessen angepaßt. Heute sehen sie die Schwäche und Selbstzerfleischung Europas durch Kulturmarxismus, Sozialismus und Nihilismus. Die Moslems werden nie aufgeben, sie sind dabei zu gewinnen. Alles ohne Armee mit Schwertern und Lanzen, nur noch Messer und LKWs. Sie sind kein besonderes Problem, sie sind seit 1.300 Jahren so. Das Problem sind wir. Riesige Steuerabgaben an den Staat, der dennoch hoch verschuldet ist. Einschränkungen werden widerstandslos hingenommen, z.B. die Meinungsfreiheit § 130 StGB, Willkommenskultur zur Verfremdung unseres Vaterlandes. Eigentlich müßten wir alle auf die Straße gehen und dem Staat den Gehorsam verweigern.

Rüdiger Rolfs, Bredstedt






Zu:  „Die Messe ist gelesen“ von Konrad Adam, JF 40/24

Das Schicksal steht bei Jesaja 7,9

Das Bild in der Mitte des Artikels zeigt die ganze Dramatik der gegenwärtigen Situation. Es könnte schließlich jedem Deutschen egal sein, ob die Kirchen leerer und am Ende bedeutungslos werden, wenn da nicht eine andere Religion erscheint, die zudem das Christentum als Feindbild hat. Mit dem Aussterben der Kirchen und dem unerbittlichen Erstarken des Islam wird die Axt an die Wurzel nicht nur an das äußerliche Bild unserer Dörfer und Städte gelegt, sondern an unsere Identität, die nun einmal, ob wir wollen oder nicht, auf dem Christentum beruht. Insofern ist es nicht egal, was aus den Kirchen wird. Die Frage ist nur, wie bringen diese den Menschen ihre Kernbotschaft wieder verständlich zu Gehör und vor allem, wie leben ihre Glieder den christlichen Glauben, der in Jesus Christus in die Nachfolge ruft. Denn was der Islam bringt, kann jeder jeden Tag aus den Nachrichten erfahren. Kirchturm oder Minarett; Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage! „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!“ (Jesaja 7,9).

Prof.em. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte






Zu: „Aus Neuer Wehrmacht wurde Bundeswehr“ von Josef Kraus, JF 40/24

Moskau befahl Uniformen in Feldgrau

Nicht nur im Westen, auch im Osten sind die Verbände von ehemaligen Offizieren der Wehrmacht und der Waffen-SS aufgebaut worden. 700 Ritterkreuzträger und 50.000 Soldaten stellten sich dem Aufbau West zur Verfügung. Die Ritterkreuzträger waren meist aus den Jahrgängen 1918 bis 1922. Sie machten Abitur, ein halbes Jahr Arbeitsdienst, um sich freiwillig als Reserve- und Berufsoffizier zu bewerben. Nach Krieg und Gefangenschaft schlugen sie sich mehr schlecht als recht durch das Berufsleben. Es waren fronterfahre Offiziere, die mit ihren Erfahrungen die Bundeswehr prägten. Es gab auch Inspekteure der Bundeswehr, die in ihrem Leben viermal einen Eid leisteten. Im Kaiserreich, in der Reichswehr, in der Wehrmacht und der Bundeswehr. Es waren die Ritterkreuzträger Friedrich Foertsch, Generalinspekteur der Bundeswehr von 1961–63. Vizeadmiral Friedrich Ruge, I. Inspekteur der Bundesmarine. General Josef Kammhuber, I. Inspekteur der Luftwaffe. Generalleutnant Smilo Frh. von Lüttwitz, Komm.-General III. Korps,. General Dr. Hans Speidel, O.B. Europa Mitte. 

In der DDR gab Generaloberst Paulus sein Wissen an Offiziere der Nationalen Volksarmee weiter. Allerdings hat die NVA bis 1960 alle ehemaligen Offiziere (nicht Soldaten) der Wehrmacht ehrenvoll entlassen. Eine Besonderheit gab es noch im Osten. Als die Funktionäre der Kommunisten nach Moskau flogen, um ihre Truppen nach dem Vorbild der Roten Armee auszurüsten, bekamen sie von den russischen Marschällen die Antwort: „Sebstverständlich übernehmt ihr das Feldgrau der Wehrmacht, das war doch eine tapfere und ernstzunehmende Truppe.“ Zu DDR-Zeiten konnte ein Offizier mit Frau, die den Kinderwagen schob, quer über den Markt laufen! Ich wüßte nicht, wann ich in Oberfranken je im Stadtbild einen Uniformierten sah! Heute soll bis 2025 eine kampffähige Division aufgestellt werden.

Peter Conrad Weißenbrunn, Landkreis Kronach