Noch Mitte 1956 lehnte eine bundesdeutsche Mehrheit es ab, eine Schule nach den Widerständlern Claus Schenk Graf von Stauffenberg oder Carl Friedrich Goerdeler zu benennen. Bis 1970 hatten sich diese Einstellungen zwar gewandelt, nur noch zwei Prozent sahen in den Verschwörern des 20. Juli 1944 weiterhin „Verräter“, während 39 Prozent glaubten, sie hätten „das deutsche Vaterland vor dem Untergang retten“ wollen. Aber das neue Stimmungsbild resultierte eher aus einem Generationswechsel, da die Hälfte der Befragten unter 30 Jahren zum 20. Juli falsche oder vage Angaben machte. Die gestiegene Akzeptanz des Widerstands beruhte also auf Geschichtsvergessenheit der Jüngeren. Um darauf zu reagieren, bildete sich zum 25. Jahrestag des Attentats eine „Aktionsgemeinschaft 20. Juli 1944“, die den linksliberalen Publizisten Klaus Harpprecht (1927–2016) beauftragte, einen Essay zu verfassen, der im Rahmen einer staatlich geförderten Aufklärungskampagne in hoher Auflage verteilt werden sollte (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 3/2024). Die Arbeit blieb jedoch ungedruckt, weil sie, wie der Journalist Rainer Volk anhand des in Harpprechts Nachlaß überlieferten Textes rekonstruiert, erinnerungspolitische Empfindlichkeiten der Familie Goerdelers und der Bundeswehr verletzte. (wm) www.ifz-muenchen.de