Der geistige Überbau der Bundesrepublik ist seit Jahrzehnten von autoaggressiven Tendenzen mitgeprägt. Das Trauma des Weltkriegs hat zu Servilität gegenüber den Siegermächten, zu „Schuldkult“, zu latenten Vorbehalten gegen den Nationalstaat geführt. Die NS-Zeit wurde zum zentralen historischen Bezugspunkt und negativen Handlungsleitbild. All dies entzündet sich oft an Projektionsflächen.
Eine solche ist das Berliner Stadtschloß. Seit Jahren agitiert der umtriebige Kasseler Architekturprofessor Philipp Oswalt gegen das auf Initiative Wilhelm von Boddiens rekonstruierte Gebäude. 2022 initiierte er eine Kampagne gegen angeblich rechtsradikale Spender, um das längst fertige Projekt in Verruf zu bringen.
Nun hat er mit einer „Initiative Schloß-aneignung“ eine Petition eingereicht, die die Bundestagsverwaltung mit der „Prüfung aller Spender der Fassaden des Berliner Schlosses bzgl. rechtsradikaler/antisemitischer Äußerungen“ beschäftigen möchte. Die Zahl der Unterzeichner dümpelt auf niedrigstem Niveau vor sich hin, wird aber von sympathisierenden Journalisten zu befeuern versucht.
Kritiker stören sich am Bezug auf Preußen
Die Liste der Petitionseinreicher liest sich wie die linke Resterampe. Neben Max Czollek, Verfasser der „Vielfalt“-Streitschrift „Desintegriert Euch!“, finden sich dort Philipp Ruch vom sogenannten Zentrum für Politische Schönheit, Anh-Linh Ngo, Chefredakteur der linken Architekturzeitschrift Arch+, das „antifaschistische“ Presse-Urgestein Anton Maegerle alias Gernot Modery sowie der berüchtigte Hamburger Professor Jürgen Zimmerer, der soeben Cem Özdemir wegen dessen leiser Kritik an Auswüchsen der Einwanderungsgesellschaft als „Gesicht der völkischen Wende in der Bundesrepublik“ beschimpft hat.
Zimmerer kritisiert, daß sich das Schloß ungebrochen auf Preußen und das deutsche Kaiserreich beziehe. Dadurch kämen „bislang verdrängte“ Spuren deutscher Geschichte nicht zum Ausdruck, nämlich Auschwitz und „die deutsche Gewaltgeschichte“. Das „Monument antidemokratischen Denkens“ fördere „eine Renationalisierung der deutschen Identität“ und sei Verrat an der „Erinnerungskultur“.
Deshalb hat die Initiative einen Ideenaufruf zur Umgestaltung initiiert. Eingereicht wurden 153 Arbeiten, davon wählte eine Jury 21 aus. Sie wurden vorige Woche der Öffentlichkeit präsentiert. Die Vorschläge wabern zwischen Haßabfuhr und Irrenhaus. Zimmerer will den barocken Schlüterhof mit Wüstensand auffüllen oder die Fassade mit Stacheldraht umwickeln. Einer der Entwürfe will die Schloßkuppel in den ruinösen Zustand von 1945 zurückbauen, ein anderer will afrikanische Spielzeugpuppen auf das Dach stellen, ein weiterer mittels eines Roboters Sandsteine aus der Fassade schlagen lassen.
Die Petition und die „Ideen“ der Beteiligten sind natürlich Nonsens, doch sollen sie noch einmal als Einschüchterungsmittel gegen weitere Rekonstruktionen und Spendenwillige dienen.