© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/24 / 18. Oktober 2024

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Zur täglichen Morgenroutine von uns Medienleuten gehört es, sich einen Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage zu verschaffen. An so manchen Tagen möchte man danach am liebsten gleich wieder zurück ins Bett flüchten und sich die Decke über den Kopf ziehen. Linderung fürs Gemüt verspricht da auf dem Weg zur Arbeit das Klassik-Radio, ab 7 Uhr moderiert von Thomas Ohrner (mit dem mich seit 1979 die Fernsehserie „Timm Thaler“ verbindet, die Ohrner zum Kinderstar machte, aber das ist eine andere Geschichte). Jedenfalls wirken die ausgewählten Klassikstücke – vollständige Werke werden nicht gespielt – ungemein entspannend. Zudem ist das Programm sehr abwechslungsreich. Allein zu Wochenanfang hörte ich morgens Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Georg Friedrich Händel, Franz Schubert, Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, um nur einige zu nennen. Abends übrigens zwischen 19 und 20 Uhr werktags ist Star-Tenor Rolando Villazón auf Sendung.

Mit dem zehnten Fall von Kommissar Gereon Rath endet nun Volker Kutschers Krimireihe.

Lesefundstück: „Die Linke hat sich der Kultur bemächtigt, und es ist ihr gelungen, daß ‘Kultur’ und ‘Linke’ ein Begriffspaar bilden. (…) Die Rechte hat es nicht geschafft, eine eigene Kulturpolitik zustande zu bringen.“ (Francesco Giubilei, Präsident der italienischen konservativen Denkfabrik Nazione Futura und der Fondazione Tatarella, in dem Magazin Cato, Nr. 6, Oktober/November 2024)


Was habe ich sie einst geliebt, die Krimireihe von Volker Kutscher um seinen Kommissar Gereon Rath. Bis ungefähr zum siebten Band, „Marlow“ (2018), war ich dem Ermittler in der Endphase der Weimarer Republik und den NS-Anfangsjahren regelrecht verfallen. Dazu beigetragen hat, neben den spannenden Fällen, sicher mindestens ebenso die Art und Weise, wie Kutscher das damalige Zeitgeschehen historisch detailliert schilderte, ohne dabei das Wissen der Nachgeborenen herauszukehren. Doch dann setzte bei mir eine gewisse Ermüdung und fürderhin auch Unruhe ein. Noch später brachte es Karlheinz Weißmann auf den Punkt, als er in einer Besprechung zum neunten Rath-Band, „Transatlantik“, in dieser Zeitung festhielt: „Was wirklich verärgert, ist die Tendenz, das Unterhaltungsgenre des Kriminalromans zu mißbrauchen, um eine antifaschistische Parabel zu erzählen“ (JF 7/23). Gleichviel, am Donnerstag kommender Woche nun erscheint der zehnte und letzte Rath-Roman, das „große Finale“, in dem Familie Rath im Herbst 1938 auf ein „dramatisches Ende“ zusteuert, wie es auf der Netzseite des Piper-Verlages heißt. Am Samstag darauf (26. Oktober) präsentiert Kutscher das Buch im Haus des Rundfunks in Berlin-Charlottenburg.


Volker Kutscher: Rath. Der zehnte Rath-Roman. Piper ,München 2024, gebunden, 624 Seiten, 26 Euro