© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/24 / 11. Oktober 2024

Meldungen

EU-Entwaldungsverordnung kommt wohl ein Jahr später

BRÜSSEL Nach anhaltender Kritik an der EU-Entwaldungsverordnung (Regulation on Deforestation-free Products/EUDR/23/1115) hat die EU-Kommission eine Verschiebung des Inkrafttretens um ein Jahr vorgeschlagen. Sollte dies vom EU-Parlament (EP) und vom Rat „gebilligt werden, würde das Gesetz am 30. Dezember 2025 für Großunternehmen und am 30. Juni 2026 für Kleinst- und Kleinunternehmen gelten“, teilte die Kommission vorige Woche mit. Gleichzeitig erkenne man an, daß „mehrere globale Partner wiederholt Bedenken hinsichtlich ihres Stands der Vorbereitung geäußert haben, zuletzt während der Woche der UN-Generalversammlung in New York“. Eine Revision der EUDR werde es aber nicht geben: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, daß die konservative EVP-Fraktion um CDU und CSU das neu eröffnete Gesetzgebungsverfahren nicht dazu ausnutzt, die Verordnung zu beschneiden“, erklärte die 31jährige Klimaaktivistin und SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt, die 2022 auch EP-Verhandlungsführerin der EUDR war. Der österreichische Agrarminister Norbert Totschnig (ÖVP) kritisierte den hohen bürokratischen Aufwand für Waldbesitzer. Die EUDR verlangt von Landwirten und Holzlieferanten eine Sorgfaltserklärung inklusive Geodaten, daß keine Wald- in Agrarfläche umgewandelt wurde, bevor sie ein Produkt auf den EU-Markt bringen können. Firmen müssen zudem regelmäßig Sorgfalts- und Rechenschaftsberichte an die zuständigen nationalen Überwachungsbehörden übermitteln. „Wichtiger als der Tag des Inkrafttretens ist, ab wann die Mitgliedsländer die Regulierung durch die vorgesehenen Sanktionen konsequent durchsetzen. Unternehmen müssen spüren, daß ein EUDR-Verstoß kein Bagatelldelikt ist“, verlangte Felix Finkbeiner, Gründer der NGO Plant-for-the-Planet. Die Bundesregierung müsse nach 2025 die Sanktionen auch wirklich verhängen: „Die EUDR ist entscheidend, um den Tropenwaldverlust, wie vorgesehen, bis 2030 zu beenden“, so der Sohn des bayrischen Forstunternehmers und Ex-Vizechefs der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome, Frithjof Finkbeiner. (fis)

 acadon.net/webinar/eudr-webinar




AKW: „Die ideologischen Debatten hinter uns lassen“

DEN HAAG. Die niederländische Rechtsregierung will die Laufzeit des 1973 ans Netz gegangen Kernkraftwerks Borssele über das Jahr 2033 hinaus verlängern und zusätzlich vier neue AKWs bauen lassen. So sollen Erdgas (37,9 Prozent am Strommix), Kohle (8,8 Prozent) und Erdöl (1,3 Prozent) künftig ersetzt werden. Auch der bisherige und wohl auch künftige EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra ist für Atomenergie: „Europa sollte da nicht schüchtern sein“, erklärte der niederländische Ex-Außenminister in der Welt am Sonntag. „Die Debatte um Atomkraft ist sehr emotional, vor allem in Deutschland“, aber wir sollten wie etwa in Finnland „die ideologischen Debatten hinter uns lassen“, meinte Hoekstra, der den oppositionellen Christdemokraten (CDA) angehört. Die spanische Sozialistin Teresa Ribera Rodríguez, die als Exekutiv-Vizepräsidentin und EU-Kommissarin für den „Green Deal“ und Wettbewerb nominiert ist, ist jedoch Atomkraftgegnerin. Als WEF-Beiratsmitglied und spanische Umweltministerin engagierte sie sich für mehr Solar- und Windkraft. (fis)

 www.iea.org/countries/the-netherlands



Erkenntnis

„Je weniger natürliche Grundzutaten und je mehr künstliche Zusatzstoffe in einem Produkt enthalten sind, desto eher sollte man diese Lebensmittel nicht als Grundnahrungsmittel verwenden. Man verarbeitet schon ein Grundprodukt, sobald man Getreide mahlt und daraus Brot herstellt. Trotzdem würde ich Brot, also Mehl, Hefe, Salz und Wasser, noch nicht als hochverarbeitet bezeichnen.“

Ursula Pabst, Ernährungswissenschaftlerin und Co-Chefin des Wiener Instituts Resize