© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/24 / 11. Oktober 2024

Späte Aufklärung zum Münchner Olympia-Attentat von 1972
Nicht sehr rühmlich

Während der Olympischen Spiele in München 1972 verübten palästinensische Terroristen einen tödlichen Anschlag auf israelische Sportler. Die Bundesrepublik Deutschland brauchte über fünfzig Jahre, um endlich eine gründliche Aufklärung dieses Attentats und der gescheiterten deutschen Geiselbefreiungsaktion in Angriff zu nehmen. Erst im Herbst 2023 begann die Arbeit einer Kommission, der Zugang zu allen Akten versprochen worden ist. „Da liegt noch vieles im Dunkeln“, ist sich ein Kommissionsmitglied, der Münchner Historiker Michael Brenner, sicher. Damit es ans Licht kommt, ist unter seinem Kollegen Andreas Wirsching am Münchner Institut für Zeitgeschichte eigens eine von der Bundesregierung finanzierte, personell üppig ausgestattete Forschungsstelle eingerichtet worden (Universitas, 7/2024). Das Forschungsteam führte in Israel Vorgespräche mit Angehörigen der elf ermordeten Sportler, konzipierte auch ein Oral-History-Projekt, das deren Erfahrungsgeschichte systematisch untersucht. Fest stehe bislang nur, wie Brenner sarkastisch anmerkt, daß der Umgang der Bundesrepublik  mit den Geschehnissen „nicht sehr rühmlich“ gewesen sei. Immerhin erhöhe der zeitliche Abstand nun die Chance, an Akten heranzukommen, die 2013 noch verschlossen waren. (dg)  www.heidelberger-lese-zeiten-verlag.de