© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/24 / 11. Oktober 2024

Geistiger Schulterschluß der Wachsamen mit der Hamas
Moralisch bankrott

Jens Balzer, auf Musik und Comic spezialisierter Journalist und langjähriger „Pop-Redakteur“ der Berliner Zeitung, hatte voriges Jahr, nach dem Hamas-Überfall auf ein Techno-Festival, dem Massenmord an dessen Besuchern und an Bewohnern benachbarter israelischer Siedlungen, eine weltweite Welle der Solidarität mit den Opfern erwartet. Stattdessen registrierte er auch auf Berlins Straßen einen die Mörder feiernden arabischen Mob. International orchestriert von „postkolonialen und queerfeministischen Linken“, die sonst im Namen der „Wokeness“ einen Kulturkampf führen, der sich gegen jede Form gesellschaftlicher „Diskriminierung“ richtet. Die sie aber mehrheitlich jüdischen Hamas-Opfern zumutet, wie Balzer beklagt, der die „woke Community“ weiterhin als seine geistige Heimat empfindet. Daran hält er trotz zahlloser antisemitischer Exzesse der „Wachsamen“ und ihrer Parteinahme für das „homo- und transphobe Hamas-Regime“ in Gaza fest. Denn nur die „ideologisch verblendete Fraktion“ der Woken habe damit „moralisch bankrott gemacht“. Was nicht heiße, daß die ganze emanzipatorische  Bewegung „erledigt“ sei. Sie werde noch gebraucht für die „Verteidigung des Selbstbestimmungsrechts von Menschen jenseits der Cis-Heteronormativität“. Und für den Widerstand gegen den islamischen sowie gegen jenen christlichen Fundamentalismus, der rechtsradikale, autoritäre Kräfte inspiriere, die sich ebenso wie die „islamofaschistische Hamas“ gegen Techno-Festivals oder Pride-Paraden als „Symbolen des dekadenten Westens“ wenden (Blätter für deutsche und internationale Politik, 10/2024). (dg)  www.blaetter.de