© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/24 / 11. Oktober 2024

Meldungen

Die „Wolhynien-Frage“ trennt Polen und Ukraine

WARSCHAU. Polen hat angekündigt, den EU-Beitritt der Ukraine so lange blockieren zu wollen, bis die Regierung in Kiew die „Wolhynien-Frage“ nicht gelöst hat. Ein Beitrittskandidat müsse nicht nur wirtschaftliche Bedingungen erfüllen, sondern auch historische Fragen beantworten, erklärte Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz von der bäuerlichen Volkspartei (PSL) in der Sendung „Tłit“ beim Streamingportal Wirtualna Polska. Er widersprach damit dem ukrainischen Ex-Außenminister Dimitri Kuleba, der die „Wolhynien-Frage“ Historikern überlassen wollte. Das Ukrainische Gedenkinstitut (UINP) hatte vorige Woche angekündigt, ab 2025 „Feldforschungen“ zum Wolhynien-Massaker in der einst polnischen Region Równe (Riwne) durchzuführen. Die polnische Regierung schätzt, daß zwischen 1943 und 1945 etwa 100.000 Polen und 5.000 Ukrainer in der heutigen Westukraine von der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) ermordet wurden. (fis)




EU-Emissionshandel führt zu Deindustrialisierung

ROM. Der italienische Industrieverband Confindustria verlangt den Stopp des verschärften EU-Emissionshandels (ETS-2). „Der Grat zwischen Dekarbonisierung und Deindustrialisierung ist äußerst schmal. Wir können es uns nicht leisten, wichtige Lieferketten wegen politischer Entscheidungen zu verlieren“, erklärte Confindustria-Chef Emanuele Orsini. Die Reduzierung der kostenlosen CO₂-Zertifikate in Verbindung mit dem neuen ETS2 werde dazu führen, daß ganze Wirtschaftszweige 2030 verschwinden: „Für Italien betrifft dies die Keramik- und Stahlproduktion in Hochöfen“, warnte Confindustria-Berater Antonio Gozzi. 2031 müßten die EU-Autohersteller dann ihre Stahlteile aus Südkorea, Japan und China beziehen. Der von der vorigen EU-Kommission verlangte „grüne Wandel“ könne nicht in den anvisierten Jahren durchführt werden, so Orsini. (fis) confindustria.it




Kasachen stimmen für Bau von erstem Kernkraftwerk

ASTANA. In Kasachstan haben in einer Volksabstimmung mehr als zwei Drittel der Stimmbürger für den Bau eines ersten Kernkraftwerkes gestimmt. Das AKW soll in Ulken am Balchaschsee (Balqasch köli) unweit der Autobahn, die Astana mit der Ex-Hauptstadt Alma-Ata (Almaty) verbindet, errichtet werden. Derzeit stammen 62 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken, ein Viertel aus der Gasverstromung und acht Prozent aus Wasserkraftwerken. Das Steinkohlekraftwerk Ekibastus hat eine Leistung von 5.000 Megawatt und ist eines der größten der Welt. Solar- und Windkraft sollen trotzdem weiter massiv ausgebaut werden. Die Firma Kazatomprom ist mit einem Viertel Weltmarktanteil der weltgrößte Uranproduzent. Deswegen sei Atomenergie die richtige Wahl: „Um beim globalen Fortschritt nicht an der Seitenlinie zu stehen, müssen wir unsere Wettbewerbsvorteile nutzen“, warb Präsident Kassym-Schomart Tokajew vor dem Referendum. Als AKW-Bauer sind der chinesische Konzern CNNC, die südkoreanische KNHP, die französische EDF und die russische Rosatom im Gespräch. (fis)