© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/24 / 11. Oktober 2024

Strafzölle auf chinesische E-Autos
Bald nichts mehr in eigener Hand
Albrecht Rothacher

Scholz wollte bei chinesischen und deutschen Autoherstellern, die wie VW und BMW in chinesischen Gemeinschaftsunternehmen E-Autos für den europäischen Markt herstellen, lieb Kind machen. Er stimmte nach langem Gezanke mit den Grünen gegen die von der EU-Kommission berechneten Anti-Subventionsstrafzölle von 7,8 Prozent (chinesische Tesla) bis 35,3 Prozent (SAIC) und fiel damit mangels Bundesgenossen (Malta, Ungarn, die Slowakei und Slowenien waren die einzigen) voll auf die Nase. 

Bis Ende Oktober verhandelt die Kommission noch über „freiwillig“ erhöhte Mindestpreise für importierte Chinaautos, dann treten die Strafzölle in Kraft. Schon hat China Vergeltung bei europäischem Schweinefleisch, Käse und Cognac angedroht. Möglicherweise kommen auch Verbrennerautos ins Fadenkreuz. Tatsache ist, daß China mit systematischen Subventionen entlang der gesamten Lieferkette gewaltige Überkapazitäten aufgebaut hat und nun die Exportmärkte überschwemmt. Die der EU vor allem, denn in der Dritten Welt fehlen Strom und Ladestationen. Und in den USA führte Biden einen Strafzoll von 100 Prozent ein. 

Das Dilemma der deutschen Automobilindustrie ist einmal hausgemacht: ihre übergroße Abhängigkeit vom chinesischen Markt, und dann die Green-Deal-Schikanen der EU, die sie mitten in ihrer aktuellen Absatzkrise mit Strafzahlungen von 15 Milliarden Euro bedroht, wenn sie den CO2-Ausstoß ihrer verkauften Flotte nicht reduzieren, und mehr ihrer E-Ladenhüter an den Mann bringen.