Etwas Besseres hat der deutsche Fußball aktuell nicht zu bieten: Rekordmeister gegen Meister. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und schon ziemlich am Anfang ertappte ich mich dabei, wie ich so vor mich hin durchzählte, wer denn bei diesem Top-Spiel Bayern gegen Bayer überhaupt Deutscher ist. Leverkusen ist ja in den vergangenen Jahren dafür bekannt, vorwiegend auf Ausländer zu setzen. Und so kam ich in der Startelf des Werksklubs tatsächlich nur auf drei Männer, die auch für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind: neben Supertalent Florian Wirtz noch der knüppelharte Mittelfeldabräumer Robert Andrich und Verteidiger Jonathan Tah. Bei den vier Einwechslungen des Meisters wurde es nicht besser: Wieder kein Deutscher. Es blieb also bei drei von 15 Akteuren. Und die Bayern? Die waren jahrzehntelang berühmt dafür, die größten deutschen Spieler in ihren Reihen zu haben. Früher hießen sie Beckenbauer, Maier und Breitner, zuletzt dann Thomas Müller, Neuer und Schweinsteiger. Und am Wochenende? Da hörte ich Reporter Wolff Fuss sagen, daß in den kommenden zehn Jahren Aleksandar Pavlović und Superstar Jamal Musiala die deutschen Gesichter beim Rekordmeister werden sollen. Außer ihnen spielten noch drei andere Deutsche in der Startelf – also weniger als die Hälfte.
Das besserte sich auch nicht nach den Einwechslungen: Zum Schluß, als Thomas Müller für Harry Kane kam, stammten sieben von 15 Bayern aus Deutschland. Das deutsche Spitzenspiel und das Ergebnis (1:1) hielten sportlich nicht ganz, was ich mir von ihm versprach. Und von allen eingesetzten 30 Spielern war jeder Dritte aus Deutschland. Die Zeiten ändern sich.