Wer wissen möchte, warum der ÖRR bereits auf der Bahre zum Friedhof der Medienformate getragen wird, sollte sich auf Youtube mal die Actionserie „Desert Warrior“ anschauen. Das Format ist Popcorn-Unterhaltung: Ein Dutzend Verrückter wird mit dem Fallschirm über der Wüste von Namibia abgeworfen und muß dort gegen die Strapazen der Natur kämpfen und dabei noch Aufgaben lösen. Die Teilnehmer: Bundeswehrsoldaten, Überlebenstrainer, Influencer. Der Truppe dabei zuzuschauen, wie sie Hitze, Verletzungen und Anstrengungen meistert (oder auch nicht), während man sich selbst bequem auf dem Sofa ausstreckt, hat einen gewissen Unterhaltungswert.
Die Wüsten-„Challenge“ ist die Fortsetzung des „Arctic Warrior“, des großen Abenteuers in der Eiswüste im vergangenen Jahr. Das Konzept war dasselbe: Mehr oder weniger physisch und mental belastbare Teilnehmer versuchen am Polarkreis zu überleben.
Wie würde wohl ein
ARD-Format für junge Leute, das in Namibia stattfindet, aussehen?
Produziert wird die Survival-Gaudi von „Otto Bulletproof“, einem Überlebens-Influencer, der stramm auf eine Million Youtube-Abonnenten zumarschiert. Bulletproof („kugelsicher“) heißt Ottogerd Karasch und ist ehemaliger Fallschirmjäger, der auch im Afghanistan-Einsatz diente. Karasch hat bereits verschiedene Überlebensprojekte umgesetzt, zum Beispiel die Outdoor-Serie „Survival Squad“, den „Ocean Warrior“ oder „7 vs. Wild“.
Die Wüstenserie ist auf 24 Folgen verteilt; dreimal wöchentlich wird eine neue Episode hochgeladen. Und die sind garantiert 100 Prozent frei von Zeigefinger-Pädagogik, Klima-Alarm und Weltuntergang – wie wohl ein ARD-Format aus Namibia aussehen würde? Zielgruppe sind auch keine Rentner, sondern junges Volk, das dabei jede Menge Spaß hat, wie man den Kommentaren entnimmt („Absolut mega!“). Das ist auch den großen Streamingdiensten aufgefallen, und so läuft der „Wüstenkämpfer“ auch beim Anbieter Joyn.
Interessant ist, daß die Kürze der nur zwanzigminütigen Folgen auf die Sehgewohnheiten und Aufmerksamkeitsspannen der TikTok-Generation zugeschnitten ist, das Kommentariat aber vehement längere Folgen wünscht.