Sie war erste Privatschülerin des 24jährigen Arnold Schönberg in Wien. Sie studierte bei ihm ab 1899, und er stellte sie 1907 in seinem ersten Schülerkonzert vor. Sie lebte als Musik- und Klavierlehrerin in München, später wieder in Wien, nach dem Krieg von einer Sozialrente. Ihr Grab findet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof, wo die Großen der Musikgeschichte liegen. Aufführungen ihrer Kompositionen sind nur vereinzelt dokumentiert, keine ihrer sieben Opern hat es je auf die Bühne gebracht. Im Universum der Wiener Schule blieb Vilma von Webenau (1875–1953) nicht einmal eine Seitenloge zugewiesen. Bis jetzt.
Dreien ihrer Kompositionen haben sich Nina Karmon (Violine), Stefan Fehlandt (Viola), Alexander Hülshoff (Cello) und Oliver Triendl (Klavier) achtsam angenommen. Das Klavierquartett e-Moll könnte 1923 im Rahmen eines „Frauen-Kompositionsabends“ aufgeführt worden sein, die für die Einspielung so benannten sieben Miniaturen für Violine und Klavier fanden sich als Manuskript im Nachlaß, die Sonate für Violoncello und Klavier wenigstens war im Druck erschienen.
Die einfühlsam ausgeführten Kompositionen greifen über behutsam erweiterte Funktionstonalität nicht hinaus, die nicht sehr charakteristischen Themen sind sauber durchgearbeitet. Es gibt einigen Effekt, so der abrupte Schluß der Cellosonate. Als ängstige sich die Lotosblume vor der Sonne Pracht, vor der mühsam verwahrte kompositorische Identität nur zerfiele, erwartet von Webenau mit gesenktem Haupt träumend die Nacht. Unerweckt.
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