In London waren es die altertümlichen Black Cabs, in New York Straßenkreuzer und in Deutschland jahrzehntelang Mercedes-Limousinen und -Kombis, die als Taxis unterwegs waren. Nicht billig, aber preiswert und passabel ausgestattet. Auch nach zehn Jahren ließen sich Gebrauchtexemplare mit dem Stern auf der Kühlerhaube noch verkaufen, denn die Motoren erreichten gepflegt Laufleistungen von über einer Million Kilometern. Doch dann kam die Dieselhatz und immer mehr teure Elektronik in die Fahrzeuge. Pfiffige Unternehmer hatten da schon längst den Toyota Prius+ entdeckt, der ebenso zuverlässig ist, aber bis zu sechs Fahrgäste oder viel Gepäck mitnehmen kann und als Hybrid im Stadtverkehr ein Benzinsparer ist.
Doch die Japaner stellten die Produktion 2021 ohne einen vergleichbaren und preiswerten Nachfolger ein. Aber die von einem Schweden geführte schwäbische Traditionsfirma nutzte nicht die entstandene Marktlücke, sondern sagte 2022 dem Taxi-Geschäft weitgehend ade. Ola Källenius setzt ganz auf seine riskante Luxusstrategie: Die neue Mercedes-E-Klasse wird nicht mehr als Taxi-Version angeboten – die erzielbaren Margen für die jährlich nur einige tausend Taxi-Neuzulassungen sind dem Mercedes-Vorstand zu dünn. Zudem würden Taxis für jedermann dem neuen Edel-Image schaden. Auch die neuen Kleinbusse der V-Klasse müssen von Spezialfirmen nachträglich und kostenintensiv zu Taxis umgebaut werden. Die Folgen zeigen sich nun: Die Taxi-Zulassungen von Mercedes sind von Januar bis August von 1.730 auf 497 Fahrzeuge eingebrochen. Das ist ein Rückgang von 71 Prozent, rechnete die Frankfurter Analysefirma Dataforce vor.
Profiteure sind vorerst der Volkswagen- und der Toyota-Konzern, die mit ihren Modellen die ausscheidende Mercedes-Flotte ersetzen wollen. Tesla und andere E-Modelle sind für Taxi-Unternehmer nur bedingt und bei rein innerstädtischer Nutzung im Tagbetrieb eine Alternative. Denn wenn das Taxi am Ladekabel hängt, kann es kein Geld verdienen. Es gibt keine bezahlbaren Großraumfahrzeuge, und Fernfahrten scheiden aus. Und E-Autos kauft kaum einer als Gebrauchtwagen. Das mußte die woke Konzernführung von Hertz oder Sixt nach hohen Abschreibungen auf ihre euphorisch eingekauften und reparaturanfälligeren E-Autos schon bitter erkennen.