© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/24 / 04. Oktober 2024

„Von der Politik wohlwollend geduldet“
Antifa-Area: Vor allem in Groß- und Universitätsstädten ist ein linksradikales Milieu etabliert – aber nicht nur dort
Hinrich Rohbohm

Im Verlauf der im Juli gestarteten Serie der JUNGEN FREIHEIT über die Antifa-Areas in Deutschland (JF 28/24) haben Leser ein ums andere Mal auf weitere sogenannte Kulturzentren hingewiesen, hinter denen sich linksradikale oder gar linksextreme Gruppen verbergen. Auf diese Weise erhielt die JF unter anderem Informationen über Antifa-Zentren im Raum Köln sowie Erfahrungsberichte über Aktivitäten in Speyer und Bremen, denen wir für den zwölften und letzten Teil dieser Reportage-Serie nachgegangen sind.

Leserhinweise führten dabei an die Universität Köln. Dort hat der Antifa Arbeitskreis, kurz „Antifa AK“, seinen Sitz, der zu den radikalsten Gruppen der Kölner linken Szene zählt. Er ist auch Teil des bundesweit agierenden linksextremen Bündnisses „…Ums Ganze“, dort eng vernetzt mit gewaltbereiten Kräften wie der „Basisgruppe Antifaschismus“ in Bremen, „Redical M“ in Göttingen, der „Antifa NT“ in München oder der Marburger Antifa-Gruppe „CAT“, die sich selbst als „undogmatische Kommunisten“ bezeichnen. Die JUNGE FREIHEIT hört sich auch hier inkognito um. „Die sitzen beim AStA“, berichten einige Studenten auf Nachfrage. Gemeint ist der Allgemeine Studentenausschuß, die offizielle Vertretung der Studentenschaft, finanziert von deren Pflichtgebühren. „AStA und Antifa ist in Köln praktisch ein und derselbe Laden“, ergänzen die Kommilitonen.

In der Tat gibt der Antifa AK auf seinen Internetseiten als ladungsfähige Anschrift im Impressum die Universitätsstraße 16 an. Eine Adresse, die mit der studentischen Hochschulvertretung identisch ist. „Die hingen sonst auch immer im AZ ab“, erzählt ein weiterer Student. AZ steht für Autonomes Zentrum, ein mit Graffiti übersätes Gebäude in der Luxemburger Straße 93, keine 600 Meter vom AStA-Büro entfernt.

„Scharnierfunktion zwischen  Linksextremen und Etablierten“

Lange danach suchen muß man nicht. Die Graffiti-Spuren weisen schnell den Weg. Ein schwarzes Banner an der Hausfassade mit der Aufschrift „Autonomes Zentrum“ läßt keine Zweifel. „Für unkommerzielle, selbstorganisierte Kunst, Kultur und Politik“ steht darunter. Den Umstand verharmlosend, daß es sich hier um einen zentralen Anlaufpunkt der gewaltbereiten linken Szene handelt. Zumindest noch.

„Der Laden wird dichtgemacht“, erzählen sie beim AStA. Die Stadt möchte auf dem Gelände Büros, Wohnungen und Gewerbe ansiedeln, die sogenannten Autonomen will sie in den Stadttteil Kalk umquartieren. Ein Unterfangen, das angesichts der dortigen Klientel eigentlich auf massiven Widerstand stoßen müßte. Doch weit gefehlt. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und Vertretern des AZ verlaufen erstaunlich reibungslos. Kein Protest, keine Krawalle, keine Besetzungen durch die sich doch eigentlich unkommerziell gebenden Kapitalismus- und Gentrifizierungsgegner. Was wohl damit zusammenhängt, daß die Stadt den AZ-Betreibern ein fürstliches Angebot unterbreitet hat. Als Ersatz für die schmuddelige Immobilie an der verkehrsträchtigen Straße erhalten die Betreiber nun im Stadtteil Kalk gleich ein ganzes Grundstück per Erbbaurechtsvertrag zugesprochen. Kostenlos versteht sich. Und die fachgerechte Instandsetzung der neuen Immobilie übernimmt selbstverständlich die Stadt.

Mit anderen Worten: Das ursprünglich illegal besetzte Haus an der Luxemburger Straße wird nun eingetauscht für ein ganzes Grundstück mitsamt Gebäude darauf, das zudem noch auf Steuerzahlerkosten für die Bedürfnisse der linksradikalen Nutzer des neuen Domizils hergerichtet wird. Wer diese sein werden, läßt sich bereits an der Hauswand des alten Gebäudes ablesen. Unter der Regenrinne neben einem Fenster hängt ein Transparent mit der Aufschrift „Refugees Welcome.“ Darunter der gesprayte Slogan „No Borders“ sowie „No Justice“ und „No Peace“-Parolen, dazu Aufschriften von Black Lives Matter.

Doch „nicht nur in den Groß- und Universitätsstädten“, sondern „auch in der Provinz“ habe „die Antifa und ihr nahestehende Organisationen Niederlassungen“, berichtet ein anderer JF-Leser über ein Antifa-Zentrum in der pfälzischen Stadt Speyer, das „von Politik und Medien wohlwollend geduldet“ werde. Wie in den meisten anderen Antifa-Areas sei die Immobilie „als Kulturverein getarnt und nennt sich Eckpunkt e.V.“ Der Verein betreibe eine Kneipe in der Altstadt. Eine, „deren Wände voller Revoluzzer-Parolen und Antifa-Fahnen“ hängen würden. 2016 habe der Politikwissenschaftler und als Referent für Friedens- und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung tätige Ingar Solty einen Vortrag gehalten. Und dabei „unmißverständlich zur Revolution aufgerufen“, berichtet der Leser. 

Neben den üblichen Antifa-Gruppen würden sich in der Eckkneipe auch Parteien wie Die Linke oder Die Partei tummeln, zudem ein „Bündnis für Demokratie und Zivilcourage“, welches „eine Scharnierfunktion zwischen dem linksextremen Milieu und den etablierten Parteien“ bilde.

Sprecherin des Bündnisses ist Sabrina Albers. Die 44jährige gehört der Linkspartei an, arbeitete zudem als Verwaltungsangestellte am Historischen Museum in Speyer, ehe sie von der Stadt vor zwei Jahren zur Koordinatorin für städtische Bürgerbeteiligung berufen wurde. Im Februar dieses Jahres trat im Rahmen einer Kampf-gegen-Rechts-Kundgebung des Bündnisses neben anderen auch eine Sprecherin von Eckpunkt e.V. als Rednerin auf. Anonym. Benannt nur mit dem Vornamen Teodora. Nach Recherchen der jungen freiheit dürfte es sich dabei um die in Heidelberg studierende „Fridays for Future“-Aktivistin Teodora Talpeanu gehandelt haben.

Doch nicht nur bei „Fridays for Future“ gibt es Verbindungen zu zahlreichen Antifa-Zentren. So seien bei Eckpunkt e.V. auch Organisationen wie „Omas gegen Rechts“ oder Attac mit von der Partie. Attac hatte erst vorige Woche in Köln zu einer Buchvorstellung in das Allerweltshaus geladen, ein sogenanntes Interkulturelles Begegnungszentrum unweit der Großen Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld. Das Thema des im linksradikalen Unrast-Verlag erschienenen Buches: „Klimakommunismus – Gleichheit in Zeiten der Erderwärmung.“ Referent und Autor: Miltiades Oulios, ein WDR-Journalist, der bei dem Sender für den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) im Personalrat sitzt und als Radio-Reporter für WDR Cosmo und WDR 5 zugleich über Klima- und Migrationsthemen berichtet.

Das Allerweltshaus wiederum bietet sich auch gern mal als Werbeplattform für linksradikale Gruppen an. Wie etwa bei einem Aufruf zum Aktionstag „Unteilbar solidarisch“ zum 1. Mai 2020, zu dem neben „Fridays for Future“ und der Interventionistischen Linken (IL) auch das Aufonome Zentrum (AZ) sowie Antifa AK als Veranstalter aufgerufen hatten.

Und auch in Bremen weiß ein junge freiheit-Leser von engen Verquickungen zwischen Klima-Ideologen und der Antifa zu berichten. „In der Zeit der Klima-Hysterie gab es auch ein Klima-Camp, das monatelang vor dem Rathaus, dem Dienstsitz des Bremer Bürgermeisters aufgebaut war. Auf dem höchsten Zelt wehte die Fahne der Antifa. So geht ‘Distanz’ vom Linksextremismus im linksgrünen Bremen“, veranschaulicht er die mehr als offensichtliche Nähe. Eine Nähe zwischen Antifa und Klima-Ideologen, die längst schon mehr Regel als Ausnahme ist.


Foto: Demonstranten mit „Antifa“-Fahne auf dem Heumarkt in Köln (Archivfoto): Kapitalismus-Gegner profitieren vom Geld der Steuerzahler, „AZ“ in Köln: Umzug auf neues Grundstück