© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/24 / 27. September 2024

Umwelt
Rückkehr des Einweckglases
Paul Leonhard

Vier Jahre nach dem Plastikstrohhalm steht 2025 die Konservendose vor dem Aus. Auch bestimmte Mehrwegflaschen und Vorratsboxen gelten dann als verboten, weil sie nach Ansicht der EU-Kommission gesundheitsschädliche Weichmacher enthalten. Konkret geht es um Bisphenol A (BPA), das seit Jahren bei Babyflaschen verboten ist, das aber weiterhin zur Auskleidung von Konservendosen verwendet wird. Brüssel geht davon aus, daß sich BPA nach kurzer Zeit aus dem Material löst, in das Lebensmittel übergeht und beim Verzehr in den menschlichen Organismus gelangt, wo es den Hormonhaushalt und das Immunsystem negativ beeinflussen könnte. Das Verbot beruht auf einem umstrittenen Gutachten der EU-Lebensmittelbehörde EFSA von 2023. Während der Umweltverband BUND diese Entscheidung als Erfolg feiert, geht sie Foodwatch nicht weit genug. Die Berliner Verbraucherorganisation warnt, daß sich in Lebensmittelverpackungen weitere ähnliche Bisphenole befinden.

Vom BPA-Verbot auch Materialien und Bauteile für die Herstellung von Lebensmitteln betroffen.

Die Lebensmittelbranche verweist dagegen auf ein Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), in dem es heißt, man unterstütze die von der EFSA abgeleitete neue zulässige tägliche Tagesdosis (TDI) wegen wissenschaftlicher und methodischer Unstimmigkeiten nicht. Das BPA-Verbot hätte gravierende Auswirkungen für die gesamte Wertschöpfungskette, da auch wichtige Materialien und Bauteile für die Herstellung von Lebensmitteln betroffen wären und es keine Ausnahmeregelungen für den Kurzzeitkontakt zulasse. Die Regelung enthalte viel zu kurze Übergangsfristen. Immerhin räumt die EU-Kommission der Industrie eine Übergangsfrist von 18 bis 36 Monaten ein, in der sie geeignete Alternativen finden soll. Verbraucherschützer raten dazu, den Einsatz von Kunststoff in der Küche zu reduzieren und lieber zu Edelstahl und Glas zu greifen, beispielsweise zu Omas Einweckgläsern. Der Hersteller Weck wurde 2023 zum Glück aus der Insolvenz gerrettet.