Mitte September ist die Hauptstadt um einen woken Hotspot reicher. Und reich ist dabei ein gutes Stichwort. Denn hinter dem Medienhaus-Projekt Publix steckt eine vermögende Dynastie. Hans Schöpflin, Oberhaupt einer Familie, die ihre Warenhäuser einst an Quelle verkaufte und seitdem in ausgewählte Projekte investiert, hatte nach eigenem Bekunden stets ein Faible für kritischen Journalismus. Und der ist bekanntermaßen links.
So spendiert die Schöpflin-Stiftung einschlägig bekannten Medienmachern wie Correctiv, Netzwerk Recherche, Klimareporter, Reporter ohne Grenzen oder Reporterfabrik ein eigenes Gebäude – mitten in Neukölln. Ein „Coworking Space“ kostet zwischen 250 und 500 Euro im Monat, die gesamte Infrastruktur samt Produktionsstudio kann mitgenutzt werden. Das Haus bietet Raum für rund 350 Arbeitsplätze, ein Großteil davon ist schon gebucht. Redaktionen wie Correctiv haben eigene Räumlichkeiten; am Ende sollen mehr als 500 Personen pro Tag ein und aus gehen.
Die Förderrolle der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien
ruft Kritik hervor.
Publix will eine „neue Heimat“ bieten „für alle, die Journalismus machen, Öffentlichkeit gestalten und die Demokratie stärken“. Gründungs-Intendantin ist Maria Exner, bisher bei der Zeit tätig. Als „spiritus rector“ gilt allerdings David Schraven, der Gründer von Correctiv und gleichzeitig Vorsitzender des Forums gemeinnütziger Journalismus. Correctiv wurde durch das vermeintliche „Potsdamer Geheimtreffen“ bekannt und stellte damit unter Beweis, daß es beim Journalismus, wie ihn Schraven versteht, nicht um saubere Recherche, sondern um die korrekte Haltung geht.
An Sendungsbewußtsein fehlt es den Initiatoren natürlich nicht. Ein Raum „Maria“ wurde nach der Investigativ-Journalistin Ressa aus den Philippinen benannt. „Frances“ nach der Whistleblowerin Haugen, die sich an Facebook abarbeitet. Und natürlich hat Correctiv-Schraven seinen eigenen Raum namens „David“. Und so bietet die Presse-WG des politisch korrekten Journalismus inhaltlich wenig Neues. Zumal es bereits Kritik gibt, weil Fördergelder auch aus den Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien kamen. Das wirft zum Start direkt die Frage der Unabhängigkeit auf. Immerhin: Die Geschäftsführung von Publix hat sich das Ziel gesetzt, innerhalb von zwölf Monaten zwei Drittel des Finanzbedarfs selbst zu erwirtschaften.