© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/24 / 27. September 2024

CD-Kritik: Rope Sect – Estrangement
Seiltanz
Alexander Graf

Das ist alles nicht so leicht für Musikkritiker. Es braucht immer neue Schubladen für Stilrichtungen. Wenn Gothic Rock und Post Punk nicht so ganz treffen, dann wird halt die neue Schublade Death Rock gezimmert. Aus der grüßen die Norddeutschen von Rope Sect. Mit „Estrangement“ liegt nun das nächste Album vor, das ebenjenen Stil aus griffigen Gitarrenriffs, heiter-melancholischen Melodien, dunkler Atmosphäre und sanftem Gesang bietet. 

Das musikalische und lyrische Konzept von Rope Sect dreht sich um die Abkehr von der Gesellschaft. Stattdessen legt man den Hörern den Tanz auf Ruinen, ein Fest des Jüngsten Gerichts nahe. Entsprechend düster kommen schon die Liedtitel daher. Ob „Mementote“ oder „Massenmensch“, hier sucht man Friede, Freude, Eierkuchen vergeblich. „Enstrangement“ wartet mit rund 43 Minuten düsterem Rock auf, der die Gedanken schweifen läßt. Es geht in den acht Kompositionen um die Frage, warum sich Menschen voneinander entfremden und zurückziehen, letztlich verschwinden. 

Wer den Dark Folk von King Dude mag, dürfte sich auch mit dieser dunklen Klangkunst anfreunden. Anspieltips sind das Eröffnungsstück „Revel in disguise“ und „Hindsight bias“. Letzteres versprüht die gelassene Melancholie des Menschen, der sich mit seiner Sterblichkeit abgefunden hat und ohne Furcht dem Unausweichlichen entgegenblickt. 

Ganz am Schluß  kommt dann mit „Rope oft he mundane love“ das stärkste Lied  der Platte. Hier klingt der Gesang so schön bedrohlich monoton – eben nach Death Rock.  


Estrangement Iron Bonehead 2024 www.RopeSect.bandcamp.com  ,   https://ironbonehead.de