© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/24 / 27. September 2024

„Krieg beginnt hier“
Antifa-Area: Von wegen weiß-blaue Idylle – in Bayerns Hauptstadt treibt es die linksextreme Szene bunt
Hinrich Rohbohm

Das „Kafe Marat“ ist eigentlich ein historisches Haus. Denn einst diente das um das Jahr 1912 errichtete Gebäude in der Thalkirchner Straße im Münchner Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt als Halle für Schweine im damaligen Schlachthof sowie als Städtisches Brausen- und Wannenbad. Heute jedoch ist die von den Münchnern früher auch liebevoll als Tröpferlbad bezeichnete Immobilie auf ganz andere Art und Weise eingesaut und Teil der städtischen Antifa-Area.

Graffitibeschmierte Hauswände. Spuren abgerissener Plakate. Eines davon soll einmal ein zerstörtes Polizeiauto gezeigt haben, versehen mit der Aufschrift „Haß auf Schweine – Kämpf mit uns“. Was vor rund sieben Jahren einmal dazu führte, daß die CSU die Einstellung der finanziellen Förderung des „Kafe Marat“ durch die Stadt einforderte. Ein vergebliches Unterfangen. Von diesem Plakat fehlte schnell jede Spur, die mehrheitlich linken Parteien des Bezirks solidarisierten sich mit dem als Betreiber des „Kafe Marat“ fungierenden Kulturvereins „Zeit, Schlacht und Raum“, sahen Vorwürfe, der Verein rufe zu Gewalt auf, als nicht erwiesen an.

Eine Position, die der bayerische Verfassungsschutz so offenbar nicht teilt. Nach dessen Erkenntnissen nutze die Gruppe Antifa-NT die Räume des „Kafe Marat“ als Treffpunkt für Linksextremisten und die sogenannte linksautonome Szene. Auch diene es der gewaltbereiten Gruppe als Informationsbörse und logistisches Zentrum.

Klima-Allianz erhält staatliche Fördermittel

Dem Inlandsnachrichtendienst zufolge vertrete die Antifa-NT einen „postautonomen Antifaschismus“, der darauf abziele, „die bestehende Gesellschaftsordnung durch eine klassenlose Gesellschaft zu ersetzen.“ 2015 sei die Gruppe zudem dem Bündnis „… ums Ganze!“ beigetreten, in dem sich „gewaltorientierte linksextremistische Gruppen aus Deutschland und Österrich organisieren“. Das aus rund 250 Personen bestehende Bündnis hatte sich bereits 2006 als Zusammenschluß mehrerer lokaler Gruppen der linsksautonomen Szene gegründet und will den ihnen verhaßten Kapitalismus „bedingungslos“ bekämpfen und ein kommunistisches System in Deutschland errichten.

Seit 2016 wird das Bündnis vom Verfassungsschutz beobachtet und als linksextrem eingestuft. Auch bei den Blockupy-Krawallen in Frankfurt am Main 2012 und den G20-Ausschreitungen in Hamburg 2017 war das Bündnis mit von der Partie. In der Hansestadt hatte es damals unter dem Motto „Shut Down the Logistics of Capital“ den Hafen blockiert und dadurch in dessen Ablauf einen drei Tage währenden Rückstau ausgelöst. Vor zwei Jahren beteiligte es sich gemeinsam mit der gewaltbereiten und von der Interventionistischen Linken (IL) gesteuerten radikalen Klimagruppe Ende Gelände unter dem Motto „Ketten sprengen – Hafen lahmlegen – Fossilen Kapitalismus überwinden“ an einer weiteren Blockade des Hamburger Hafens.

Auch bei den Münchner Protesten gegen die Internationale Automobilausstellung (IAA) war das Bündnis zugegen. Neben Antifa-NT finden sich unter dessen Gruppenmitgliedern weitere altbekannte und in dieser Serie bereits thematisierte Antifa-Organisationen wie die Bremer Basisgruppe Antifaschismus oder die Göttinger Gruppe Redical (M).

Sichtbar sind die Verbindungen des „Kafe Marat“ in die linksextreme Szene schon an dessen Eingang. „Free All Antifas“ ist dort mit roter Graffiti-Farbe auf die Holztür geschmiert, garniert mit einem „FCK AFD“-Aufkleber. „Krieg beginnt hier“ heißt es martialisch auf einem weiteren Aufkleber. Darunter: ein roter Aufkleber mit der Aufschrift Rotfront, dazu das kommunistische Hammer-und-Sichel-Symbol.

Die „Marat“-Betreiber vom Verein Schlacht und Raum e.V. sitzen in der ersten Etage des Gebäudes, koordinieren von hier aus die Termine für die einzelnen Nutzergruppen der Lokalität. Das Haus betreffende Entscheidungen werden von Vollversammlungen getroffen, die sich aus den einzelnen Nutzergruppen zusammensetzen. Darunter auch das sogenannte Antifa-Café, dessen Vertreter sich hier regelmäßig zu Vortragsveranstaltungen treffen und identisch mit der Gruppe Antifa-NT sein dürfte.

Im Gegensatz zu den meisten Antifa-Gruppen verfügt der Internet-Auftritt von Antifa-NT sogar über ein Impressum. Dort ist der Infoladen eines Markus Natter in der Breisachstraße 12 als Verantwortlicher vermerkt. Erwartbar führt die Spur zu einem dort befindlichen Stadtteilladen einer grün-alternativ geprägten, radikalen Klimaschützer-Szene; samt Initiativen wie „Wohnen ohne Auto“, dem „solidarischen“ Bioladen ÖkoEsel oder dem Naturkostladen Lebascha.

Auch eine alternative Stadtteilzeitung ist mit von der Partie, die sich, ähnlich wie das „Kafe Marat“, namenlos hinter einem weiteren „Kulturverein“ versteckt. Ebenfalls ist dort der in den achtziger Jahren von Umweltverbänden ins Leben gerufene Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit einem Büro vertreten. Dessen Vorsitzende ist die Juristin und geschäftsführende Gesellschafterin der Paderborner cum ratione gGmbH, Kerstin Haarmann. Haarmann ist Parteimitglied bei den Grünen, cum ratione ein Unternehmen, das sich auf den Vertrieb von Umwelttechnik sowie „faire Textilien“ spezialisiert hat und darüber hinaus „Beratungsdienstleistungen“ betreibt.

Der VCD gehört zur Klima-Allianz Deutschland, die das vom Grünen Robert Habecks geleitete Bundeswirtschaftsministerium seit vorigem Jahr finanziell fördert. Teil dieser Allianz ist darüber hinaus das linksradikale Bündnis Attac, das zudem mit Geldern der European Climate Foundation (ECF) unterstützt wird. Die ECF wiederum wird von der Stiftung Mercator gefördert, die enge Verbindungen zu Habecks Ministerium unterhält (JF 20/23). Vorsitzende des ECF ist die algerischstämmige Französin Laurence Tubiana, die nicht nur als Architektin des Pariser Klimaabkommens gilt, sondern auch als Beraterin der kommunistischen Regierung Chinas fungiert.

Es ist ein Umfeld, das sich zumeist auf radikalen Klimademonstrationen wiederfindet. Dort, wo es dann gemeinsam mit Gruppen wie der Antifa-NT agiert, die im „Kafe Marat“ das „Fußvolk“ fürs Grobe rekrutiert.

Der Standort für solche Vorhaben ist perfekt. In direkter Nachbarschaft zum „Kafe Marat“ befindet sich ein linkes Jugendzentrum, ein Islamisches Zentrum sowie die Agentur für Arbeit. Für die Rekrutierung junger, arbeitsloser Menschen die ideale Umgebung, in der sich ebenfalls Graffiti-Malereien mit Antifa-Parolen und deren Symbolen wiederfinden. An einer Mauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite markiert ein großes, mit weißem Graffito gezeichnetes A die Gegend. Hundert Meter weiter bilden große violette Graffiti- Buchstaben das Wort „Fantifa.“ Erkennungszeichen eines linksradikalen Milieus. Erkennungszeichen der Antifa-Area.


Fotos: Szenetreff „Kafe Marat“: Die Automesse vertreiben, den Kapitalismus überwinden, Demonstration in München für „politische Gefangene“ wie die RAF-Terroristin Daniela Klette: Fußvolk fürs Grobe rekrutieren


Lesen Sie in der kommenden Ausgabe den zwölften und letzten Teil dieser Serie: über die Attacken und Einschüchterungsstrategie der Antifa in Köln und Speyer.