© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/24 / 20. September 2024

Der Flaneur
Lehrer der Zukunft
Claus-M. Wolfschlag

In einer Caféhaus-Runde kommt das Gespräch auf die Situation an deutschen Schulen. Ein Bekannter meint, daß die Vermittlung von Lerninhalten leide, weil ein Großteil der Energien des Lehrkörpers für Erziehungsaufgaben verbraucht würde. Für Kinder, die kein Deutsch können, muslimische Paschas und psychisch Auffällige: „Früher regelten das Sonderschulen, heute müssen in Inklusionsklassen auch die lernwilligen Schüler darunter leiden.“ 

Ich werfe ein, daß viele Probleme einer Übergangsphase geschuldet sind. Der in vielen Großstädten migrantisch geprägten Schülerschaft steht ein noch meist biodeutscher Lehrkörper gegenüber. Alles werde sich ändern, wenn in ein, zwei Generationen auch der Lehrkörper migrantisch geprägt ist.

Dann ergreift ein etwa 40jähriger Araber das Wort und weist die Jugendlichen im Bus zurecht.

Ich nehme den Bus für die Rückfahrt. Auf den hinteren Bänken hat sich eine Gruppe junger Araber breitgemacht. Sie putschen sich gegenseitig auf und schreien in enormer Lautstärke durch den ganzen Bus. „Wallah, ich sag euch, das ist so kraß“, schreit einer. Ein anderer brüllt: „Wallah, da ist der Kumpel von Abdi. Ey, wallah, der hat es voll drauf.“

Die restlichen Fahrgäste wollen sich nicht mit der Jugendgruppe anlegen. Ein deutscher Student glotzt auf sein Handy, eine Osteuropäerin telefoniert, ich lese in einem Schmöker.

Dann ergreift ein vielleicht 40 Jahre alter Araber das Wort: „Hört jetzt auf, so rumzuschreien. Sonst gibt es Ärger. Was ist mit euch los? Ihr seid doch auch aus Algerien, das höre ich. Ihr benehmt euch aber wie Zigeuner.“

Die Jugendlichen antworten nichts, dämpfen leicht ihr Gespräch, das aber nach kurzer Zeit wieder lauter wird. Noch einmal meldet sich der kräftig wirkende Araber: „Ich sage euch zum letzten Mal, ihr sollt ruhig sein. Sonst bekommt ihr die Fressen poliert, daß ihr an die Wand fliegt.“ Danach sind sie deutlich leiser. 

Der Araber zu seinem Begleiter: „Wie Zigeuner. Einfach nur ekelhaft. Nie wieder Bus fahren.“ Der Mann sollte Lehrer werden, denke ich schmunzelnd.



Die Stadt selbst ist schön und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht.

Heinrich Heine (1797–1856)