© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/24 / 20. September 2024

Haltungsnote
Ostdeutsche raus!
Gil Barkei

Die Ostdeutschen wollen einfach nicht gehorchen und dafür gibt es Schelte. Aber Ossi-Bashing, nein, gibt’s gar nicht, vielmehr werden „seit fast 30 Jahren die Menschen im Osten mit Samthandschuhen angefaßt: So, als seien sie zarte, kleine Schneeflöckchen, die auf der Zunge der Wessis schmelzen“, schreibt Kabarettist Florian Schroeder realitätsverdrängend in einem Gastbeitrag für den Spiegel. Der Lörracher fordert, „dieses Rangewanze“ und „Geschwätz vom Zurückholen abgewanderter Wähler“ müsse aufhören. Die „grottendoofen“ Befürchtungen und Abstimmungen der Menschen in den neuen Bundesländern? Schon „immer Haß“, der lediglich „zur Angst“ umgeframt wurde. Wähler von „Putin-Klatschvieh wie AfD und BSW“ seien offensichtlich „mit dem Prinzip Freiheit überfordert“ und wollten „ein anderes politisches System, ein autoritäres, menschenfeindliches“. 

Also möchte Schroeder die Störenfriede am liebsten hinauswerfen – sind eh größtenteils nur „frustrierte Männer, für die sich kaum eine Frau interessiert“. Vielleicht möchten „die Wähler von Höcke und Wagenknecht ja ihre eigene (Re-)Migration nach Ungarn oder Rußland in Angriff nehmen. Viele von ihnen kennen die beiden Länder ja noch von früher – als Urlaubs- und Sehnsuchtsorte“. Die selbst auch so genannte „Wählerbeschimpfung“ ist nach altem Muster natürlich „satirisch“ gemeint. Eine längst nicht mehr verfangende Ausrede.