Vor 55 Jahren brachte der 65jährige badische Unternehmer Rudolf Wild die „Capri-Sonne“ mit ihrem Standbodenbeutel und dem Strohhalm heraus – und seither haben sich Hunderte Millionen Kinder auf vier Kontinenten in das süße Zitrusgetränk vernarrt, denn es schreckt die Kleinsten nicht mit CO₂-Zusatz ab. Vor 20 Jahren wurden erstmals fünf Milliarden von den „ökologisch vorteilhaften“ Tüten (Jürgen Trittin) weltweit verkauft. Die „Capri-Sonne“ überlebte die Firmenübernahme durch die Söhne, den Steuersitzwechsel in die Schweiz und 2017 sogar die zeitgeistige Umbenennung in „Capri-Sun“. Doch das Ende 2018 beschlossene und seit 3. Juli 2021 geltende EU-weite Plastikstrohhalmverbot bringt Capri-Sonnenkinder zur Weißglut: Die Papierstrohhalme lassen sich kaum einstecken, sie werden weich, sie haben einen Nebengeschmack, und sie müssen getrennt vom Beutel entsorgt werden.
Die EU-Kommission müsse standhaft bleiben und dürfe keine Ausnahmen vom Plastikverbot zulassen.
Daher hat die Herstellerfirma am 28. August unter dem Motto „Bring Back Recyclable Plastic Straws for Capri-Sun“ eine Online-Petition an die EU-Kommission gestartet. Man habe dafür einen neuen Beutel aus PP-Monomaterial eingeführt, der mit den Plastikstrohhalmen zusammen recycelt werden könne. Innerhalb von zwei Wochen kamen über 120.000 Unterschriften zusammen – eine Million sollen es werden. Das hat den ökologisch-industriellen Komplex entsetzt. Deshalb hat Lucas Schmitz, Absolvent der Hamburger School of Integrated Climate and Earth System Sciences, mit seinem Verein Sana Mare einen Gegenangriff gestartet: Die Capri Sun Group müsse ihre „irreführende Petition“ zurückziehen und die EU-Kommission solle „standhaft bleiben und keine Ausnahmen vom Plastikverbot zulassen“. Daß Schmitz hauptamtlich für eine NGO arbeitet, die EU-geförderte Projekte durchführt, ist sicher reiner Zufall.
change.org/p/bring-back-recyclable-plastic-straws-for-capri-sun-make-recycling-easier-for-everyone