© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/24 / 20. September 2024

Das „Project 2025“ und die Rückkehr des Präsidenten Franklin D. Roosevelt
Trump als Wiedergänger

Aus dem „Project 2025“, einem 900seitigen Manifest der pro-republikanischen Heritage Foundation, einer Art Regierungsprogramm für eine zweite Präsidentschaft Donald Trumps, leiten US-Demokraten eine Verschwörungstheorie ab, die auch in ihrer deutschen Sympathisantenszene eifrig kolportiert wird. Demnach plane Trump, den „tiefen Staat“, den von Geheimdiensten, Militär und Bundesbürokratie gebildeten, die eigentliche Macht ausübenden „Staat im Staate“, den er rhetorisch seit Jahren bekämpft, nicht etwa zu zerlegen, sondern überhaupt erst aufzubauen. Denn den „tiefen Staat“ habe es bisher in den USA nie gegeben, weil die Bundesbürokratie traditionell schwach sei, wie der Staats- und Verwaltungsrechtler Jon D. Michaels (University of California) ausführt (Blätter für deutsche und internationale Politik, 8/2024). Er könnte allerdings mit einer seit Franklin D. Roosevelt nicht mehr gesehenen „Imperator-Präsidentschaft“ entstehen, die sich im „Project 2025“ zum Ziel setze, die „moderne Bürgerrechtsrevolution“ rückgängig zu machen, eine Bürokratie zu etablieren, um die „politische, ökonomische und kulturelle Vorherrschaft weißer christlicher Männer“ wiederherzustellen. Ein solcher Staatsumbau sei die letzte Chance der Republikanischen Partei auf längerfristige Machtsicherung. (dg) 

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