Den Hamburgern sagt man ja nicht zu Unrecht eine gewisse kulturelle Nähe sowohl zum Maritimen als auch zu Großbritannien nach. Mit dem jenseits des Kanals zu Kriegszeiten vor Spionen warnenden Reim „Loose lips sink ships“, das englische Pendant zum deutschen „Vorsicht, Feind hört mit!“, dürfte man in der Hansestadt also etwas anfangen können. Doch Verstehen ist das eine, Beherzigen etwas anderes. Dies beweist nun eine Posse im Bezirk Harburg. Wobei in Friedenszeiten lose Lippen zum Glück kein Schiff versenken, wohl aber eine – eigene – kommunalpolitische Karriere. Aber der Reihe nach: Seit den Wahlen im Juni hat das bis dahin regierende rot-grüne Bündnis in der Bezirksversammlung Harburg keine Mehrheit mehr. Bei den Sondierungen für eine große Koalition stießen CDU und SPD bei einer wichtigen Personalie an ihre Grenzen. Wer soll Bezirksamtsleiter werden? Die Sozialdemokraten wollen, daß die Amtsinhaberin bleibt, die CDU drängt auf deren Ablösung. Hoffnung auf den Posten machte sich Klaus Thorwarth. Die Christdemokraten im Stadtteil südlich der Elbe brachten den Verwaltungsrichter, der vor seinem Wechsel zu den Schwarzen mal SPD-Genosse war, als Kandidat ins Spiel. Der aber, glaubt man dem Bericht des Hamburger Abendblatts, war sich seines Sieges wohl zu sicher. Und plauderte dies arglos aus – beim Friseur: Die Mehrheit habe er bereits in der Tasche, soll Thorwarth dem Barbier anvertraut haben; so laut, daß es auch andere Kunden hörten. Im Notfall, entlockte er seinen lockeren Lippen, würde er auch auf die Stimmen der AfD zurückgreifen. Die würden „ja nicht gleich wieder den Reichstag anzünden“. Doch wer saß ebenfalls im selben Salon? Ausgerechnet Harburgs SPD-Chefin, die dann den CDU-Politiker eigenen Angaben zufolge umgehend zur Rede stellte. Inzwischen soll die CDU auf eine Nominierung Thorwarths verzichten.