© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/24 / 20. September 2024

Mikhaila Fuller. Anders als in den USA ist die erfolgreiche Tochter des Konservativen Jordan Peterson hier kaum bekannt.
Von Lenin erschlagen
Florian Werner

Fast jeder hat einen peinlichen Vater. Doch der von Mikhaila Fuller ist peinlicher als die anderen – weil er ein Übervater ist. „Ich war sieben, als er mir am Eßtisch die psychologische Bedeutung der Bibel erklärte. Doch bis ich 24 war, hatte ich keine Ahnung, daß mein Papa ein schräger Typ ist“, verrät die 32jährige im Gespräch mit dem bekannten britischen TV-Moderator Piers Morgan.

Jordan Peterson, der „schräge Typ“, wurde 2016 zu einem der einflußreichsten konservativen Intellektuellen der Gegenwart, nachdem sein Vortrag „Ein Professor gegen die Political Correctness“ tausendfach auf Youtube geklickt wurde. „Seit all seine Videos viral gehen, steht unser Leben kopf“, erzählt Fuller. In den ersten Jahren hätten die Medien das Haus des kanadischen Psychologen und Bestsellerautors („12 Rules for Life“) förmlich belagert. Es war eine harte Zeit: „Damals nahm es meinen Vater mit, erschienen (unfaire) Artikel über ihn. Einmal besuchte uns ein New York Times-Journalist. Er machte einen freundlichen Eindruck, doch dann kam – Bumm! – ein ätzendes Stück“, seufzt sie.

Die Invasion der Ü-Wagen war Höhepunkt einer allmählichen Politisierung. Als Studentin (der Psychologie) merkte die 1992 in Toronto geborene Konservative, daß sie allein stand. „Meine Uni war schon 2012 woke, im Curriculum fanden sich feministische Kurse: Ich habe mich unglaublich aufgeregt!“ Heute unterstützt sie die von ihrem Vater gegründete „Peterson Academy“, eine „Art Netflix mit Professoren“, wie Fuller die Onlineplattform für eine akademische Bildung ohne woke Schlagseite umschreibt.

Mikhaila Fuller diskutiert Gesundheit und Psychologie, aber auch die Gefahren woker Kultur oder Massenmigration. 

An Prominenz steht die Tochter dem Vater inzwischen kaum nach. Mit ihrer „Lions Diet“ erreicht sie ein Millionenpublikum – das Rezept der Magerkur: Steak zum Frühstück, Mittag und Abend. „Deshalb nennen sie mich die verrückte Beef-Lady“, scherzt sie. Klingt skurril, ist aber ernst: „Mit Sieben wurde bei mir Arthritis diagnostiziert.“ Es folgten schmerzhafte OPs, zwei künstliche Gelenke und viele Medikamente – Schmerzmittel, Immunsuppressiva, Psychopharmaka inklusive. „Es war, als laufe ich mit gebrochenen Knochen umher.“ Mit der Fleischdiät half sie sich selbst, doch das Vertrauen in die Schulmedizin war weg. Heute will Fuller „zu gesunder Skepsis gegenüber dem Mainstream ermutigen, besonders bezüglich Ärzten“. Was sie auch mit den Corona-Maßnahmen belegt. 

Ihre Kritik nimmt die zum zweiten Mal verheiratete zweifache Mutter mit in die sozialen Medien. Mit Publizisten und Unternehmern diskutiert sie auf ihrem Podcast und Youtube-Kanal (1,2 Millionen Abonnenten) nicht nur Probleme der physischen und psychischen Gesundheit, sondern auch die Gefahren der Massenmigration, neuer Familienbilder oder woker Popkultur.

Ihren Vornamen erhielt Mikhaila übrigens in Anlehnung an Michail Gorbatschow. Um den menschlichen Hang zu Tyrannei zu erinnern, fing ihr Vater, der Wokeness für Marxismus unter anderen Vorzeichen hält, schon früh damit an, Sowjetpropaganda zu sammeln. An die 300 Plakate und Statuen sind so zusammengekommen. „Leninbüsten auf eBay zu kaufen – das war einfach zu komisch“, amüsiert er sich rückblickend im Interview. „Aber eines Nachts fiel mir eine auf den Kopf.“ „Von da an wußte er: Keine Kommunisten mehr!“, lacht seine Tochter.  


 www.mikhailapeterson.com