© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/24 / 05. Juli 2024

Haltungsnote
Der NDR macht’s für Geld
Ludger Bisping

Daß Alkoholsucht für das ÖRR-Jugendangebot Funk ein akzeptabler Lebensentwurf ist, haben wir schon gelernt. Nun will uns der NDR erklären, daß Prostitution eine gewöhnliche Berufstätigkeit ist. Die Anstalt plant nach Medienberichten einen „Rotlicht-Podcast“, mit dem der Verkauf des Körpers als „normal“ beworben werden soll. Dafür sucht der Sender aktuell einen „Host*in“, der besonders „sexpositiv“ und „mutig“ ist. Einzige Anforderung ist, daß man „Sex liebt und sich nicht scheut, offen darüber zu sprechen“. „Webcam-Girl, Tantra-Masseurin, Domina oder Straßenprostituierte“ sollen über ihren „Job“ aus dem Nähkästchen plaudern. Inhaltlich will der ARD-Sender „Vorurteile aus dem Weg räumen“. Neben den Verdienstmöglichkeiten geht es unter anderem um die Fragen „Sind alle Zuhälter blöd?“ oder „Macht Sex außerhalb der Arbeit noch Spaß?“.

Die Themen Zwangsprostitution, Gewalt, Erniedrigung, Ausbeutung etc. werden nicht erwähnt. Aus der Union kommt Kritik, und selbst die frauenpolitische Sprecherin der SPD fragt, „in welchem Universum“ der NDR kreise. Die Ex-Prostituierte und Autorin Huschke Mau wirft dem Sender in Bild „Verharmlosung“ vor. Die „sexpositive“ Anstalt versteht die Aufregung nicht: Der Podcast solle „differenziert“ sein und auch „kritisch einordnen“. Na ja, mit Prostitution kennen sich die regierungsergebenen Verlautbarungsjournalisten ja schließlich aus.