© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/24 / 05. Juli 2024

Blick in die Medien
Die toxischen Fans sind schuld
Kenneth Wishöth

Für eingefleischte Anhänger des einst von George Lucas geschaffenen wegweisenden „Star Wars“-Film­universums ist es nichts Neues, enttäuscht zu werden. Seit der Übernahme des Franchise durch Disney sind dessen Fans den jährlichen, praktisch schon obligatorisch gewordenen Serien-Flop gewohnt. Doch der jüngste Neuzugang in der Reihe von Enttäuschungen, „Star Wars: The Acolyte“, hat es geschafft, die Latte noch einmal tiefer zu legen. Auf „Rotten Tomatoes“, einer der bekanntesten internationalen Webseiten für Film und Fernsehen, fährt die Anfang Juni gestartete Serie nach Veröffentlichung ihrer vierten Folge lediglich 13 Prozent bei den Nutzer-Bewertungen ein.

An woken Inhalten, lesbischen Weltraumhexen und Pronomen-Chaos kann es nicht liegen.

Doch woran liegt es, daß „Star Wars“ nicht mehr ankommt? Vielleicht an der Entwertung etablierter Geschichtsstränge und liebgewonnener Charaktere? Oder aber an den uninspirierten Handlungen und suboptimalen Besetzungen? Oder vielleicht sogar an den immer schamloseren Versuchen der Macher, ihre persönlichen „woken“ Weltanschauungen auf Kosten der Authentizität und des Unterhaltungsfaktors in das Sci-Fi-Universum zu injizieren?

Nein, die Antwort ist viel eindeutiger: Die Fans sind schuld. Zumindest, wenn es nach Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy, Serienurheberin Leslye Headland, Hauptdarstellerin Amandla Stenberg und ihrer treuen Heerschar an Mainstream-Medienjournalisten geht. Als Erklärung für die Flut an Kritik für „The Acolyte“ werden, wie bei anderen Serien zuvor, die „toxische“, primär männliche Fangemeinde, Haßrede, Sexismus, Rassismus, der Mangel an Verständnis für die Vision des Projekts und viele weitere augenscheinliche Ausreden herangezogen, während man sich geschickt vor dem Eingestehen inhaltlicher Schwächen drückt. 

Könnten die Zuschauer sich etwa tatsächlich am oberflächlichen Drehbuch, den mangelnden schauspielerischen Leistungen sowie konkreten Brüchen mit signifikanten Elementen des „Star Wars“-Kanons stören? Oder schätzen sie möglicherweise die Einführung eines matriarchalischen Kultes lesbischer Weltraumhexen und die Nutzung von Pronomen als fehl am Platz für ihr geliebtes Franchise ein? Nicht doch, so etwas zu behaupten, wäre doch pure Ignoranz.