© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/24 / 05. Juli 2024

GegenAufklärung
Kolumne von Karlheinz weissmann

Vier Meldungen an einem Tag: Neueste Untersuchungen zeigen, daß die elterliche Erziehung entscheidender für die geistige Entwicklung eines Kindes ist als die schulische; die Berliner Grünen möchten Hausaufgaben abgeschafft wissen, die angeblich die Chancen auf Bildungsgerechtigkeit mindern und „Streß“ auslösen; der Nationale Bildungsbericht kommt zu dem Ergebnis, daß das deutsche Schulsystem nicht in der Lage ist, seine elementarsten Aufgaben zu erfüllen; der amerikanische Psychologe Jonathan Haidt hat verschiedene Untersuchungen ausgewertet, die alle zeigen, daß der regelmäßige Gebrauch von Smartphones schwere negative Folgen für die Entwicklung des Gehirns von Heranwachsenden hat.

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„Wenn dir eine goldene Streitaxt mit Bronzeeinlage fehlt, reicht eine schwere Keule aus Akazienholz.“ (Amenophis II., regierte wahrscheinlich zwischen 1428 und 1397 vor Christus als Pharao Ägypten)

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Die Lebenserwartung von Männern und Frauen unterscheidet sich in Litauen besonders drastisch. Sie liegt für erstere durchschnittlich bei 72,3 Jahren, für letztere bei 81,2 Jahren. Eine Ursache wird man in den traditionellen Lastern der Männer – insbesondere fettes Essen und exzessiver Alkoholkonsum – zu sehen haben, eine andere, in dem, was Evola die „natürliche Überlegenheit“ des weiblichen Geschlechts genannt hat, das sich auch nach Wegfall der alten Institutionen immer noch zurechtfindet und dessen soziale Intelligenz allemal ausreicht, chaotischen Verhältnissen entweder gekonnt auszuweichen oder sie zum eigenen Vorteil zu nutzen.

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Die Empörung sollte weniger der Tatsache gelten, daß die Aussage von Frau Göring-Eckardt zur ethnischen Zusammensetzung der deutschen Fußballnationalmannschaft irgendwie rassistisch ist, sondern daß sich ihr Rassismus gegen die First Nations des europäischen Kontinents richtet.

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„Die Mykener waren möglicherweise die Nachfahren von arischen Invasoren und verdanken ihren Namen der Burg Mykene auf der Peloponnes. Regiert wurden sie von Königen und Schwert schwingenden Kriegeraristokraten, die auf Streitwagen umherfuhren und sich in den zugigen Hallen ihrer Festungen vergnügten.“ (So steht es im Spiegel-Bestseller von Simon Sebag Montefiore: Die Welt. Eine Familiengeschichte der Menschheit, Stuttgart: Klett-Cotta 2024, S. 75.)

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Revisionismus: Immer wenn irgendwer irgendwo als „revisionistischer Historiker“ gescholten wird, erinnere ich vergnügt ein Interview mit einem Journalisten der Zeit, der mich lauernd fragte, ob ich mich denn als ein solcher betrachte. Worauf ich mit der Gegenfrage reagierte, ob der junge Mann denn wisse, was eine „Revision“ sei. Die Antwort war betretenes Schweigen, weshalb ich kurz erläuterte, daß der Begriff „Überprüfung“ bedeute, und selbstverständlich sei jeder Wissenschaftler zur ständigen Überprüfung der gängigen Thesen seines Faches verpflichtet. Insofern bleibe „Revisionist“ ein Ehrentitel. Keine Zeile davon fand sich im gedruckten Text.

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Revanchismus: Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, daß die Palästinenserparole „From the River to the Sea!“ nichts anderes als revanchistisch ist?

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Wetterleuchten: In dem normannischen Städtchen Saint-Martin-des-Besaces (Souleuvre-en-Bocage) hat ein Arzt Patienten per Aushang bekanntgegeben, seine Praxis zu schließen, sollte der Rassemblement National (RN) bei der anstehenden Parlamentswahl im Ort eine Mehrheit bekommen; die größte Lehrergewerkschaft Frankreichs ließ verlauten, daß sie für den Fall eines Wahlsiegs des RN den Schulbetrieb lahmlegen werde; die Spitzenkandidatin der linken Gruppierung La France insoumise erklärte, daß der Sieg der Rechten das Signal zum „Widerstand“ sei und in einem ersten Schritt der Generalstreik ausgerufen werden müsse; die Spitze der Pariser Nahverkehrsbetriebe hat einen Ausstand angekündigt, mit dem der gesamte Zug-, Metro- und Busbetrieb der Hauptstadt zum Erliegen käme, falls Jordan Bardella die Regierung bilden sollte; das französische Magazin Valeurs Actuelles zitiert einen Polizeibeamten mit der Äußerung, es gebe für diesen Fall in der Führung der Sicherheitsorgane eine enorme „Angst vor einem Aufstand in Paris und den Vorstädten“, der wegen der massiven Belastung der Beamten durch den Schutz der Olympischen Spiele rasch außer Kontrolle geraten könnte; Präsident Macron hat in einem Podcast mitgeteilt, daß er im Fall eines Triumphs der „Extremisten“ den Bürgerkrieg für möglich halte.

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Der Einfachheit halber könnte man „Akademische Freiheit“ durch „Akademische Feigheit“ ersetzen.

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Der hilflose Antifaschismus ist vor allem durch die Schlichtheit des linken Geschichtsdenkens zu erklären. Man darf sich insofern mit der Vermutung bestätigt sehen, daß all das Gerede über „Dialektik“ immer nur ein intellektueller Taschenspielertrick war.


Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 19. Juli in der JF-Ausgabe 30/24.