Mutterschaft als Arbeit zu begreifen und sie mit einer Rente zu belohnen, ist eine relativ alte sozialpolitische Forderung der Frauenbewegung. So proklamierten französische Sozialistinnen bereits um 1830 ein Recht auf eine Art Grundeinkommen für Mütter und Kinder. In den USA formierte sich in den 1960ern eine „Lohn für Hausarbeit“-Bewegung, und in der Schweiz erschien 1976 ein „Manifest der Mütter“, das den „Ernährerlohn“ am Arbeitsplatz um einen „Erzieherlohn“ zu Hause ergänzt sehen wollte. In der Geschichte, führt die Historikerin und Kultursoziologin Caroline Arni (Universität Basel) aus, gebe es also zahlreiche Vorläufer aktueller Debatten über eine staatlich zu finanzierende mütterliche „Sorgearbeit“ (L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft, 34/2023). Von Theoretikerinnen des Feminismus werden solche Initiativen jedoch als „unreife Formen des politischen Aktivismus“ abgelehnt, weil sie zur Festschreibung von Frauen auf die Mutterrolle beitrügen, indem sie einen zentralen Mechanismus weiblicher Unterdrückung reproduzierten. Was für Arni nicht dem Selbstverständnis all jener Aktivistinnen entspricht, die seit dem 19. Jahrhundert über eine „politische Ökonomie der Mutterschaft“ nachdenken und daraus gesellschaftspolitische Forderungen ableiten. Denn die Honorierung von „Mutterarbeit“ gilt ihnen als wesentliche Voraussetzung für weibliche Freiheit. Führe doch nur die „Mutterrente“, die Frauen für das Erzeugen und Aufbringen von Kindern „entschädige“, zur Unabhängigkeit von Vätern und Lohnarbeit. (dg) https://lhomme.univie.ac.at/lhomme-z-f-g/