© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/24 / 28. Juni 2024

Haltungsnote
Verkehrte Welt
Gil Barkei

Der Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2024 geht an: Correctiv. Bitte was?! Das selbsternannte Recherchezentrum Correctiv, das mit einer haarsträubenden Lügengeschichte zu einem angeblichen rechten „Geheimtreffen“ und vermeintlich dort besprochenen „Deportationsplänen“ die Fake News des Jahres abgeliefert hat? Ja, „ausgezeichneter Journalismus“, findet die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, die den Preis vergibt. „Gerade jetzt, wo die freiheitlich-demokratische Grundordnung in der politischen Auseinandersetzung durch gezielte Desinformationen, Halbwahrheiten und Falschbehauptungen immer heftiger angegriffen werde, komme dem investigativen Journalismus eine herausragende Kontroll- und Kritikfunktion zu“, schreiben die Verantwortlichen dreist in einer Pressemitteilung, die leider keine Satire ist. Die Jury betont, „der Benennung der Preisträger gingen wissenschaftliche Recherchen zu allen Kandidaten voraus“. Allzu profressionell und tiefgreifend können diese „Recherchen“ nicht gewesen sein, sonst hätte spätestens bei den Themen „gezielte Desinformationen, Halbwahrheiten und Falschbehauptungen“ eine Alarmglocke aufschrillen müssen. Doch auch der Vorsitzende des Stiftungsrates und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung meint, Correctiv habe „das Aufdecken von Mißständen, Korruption und unethischem Verhalten“ in „hervorragender Weise“ wahrgenommen.