Die ARD-„Tagesschau“ hat jetzt nicht nur eine Version „in einfacher Sprache“ – Kostprobe: „Das deutsche Team will gewinnen. Das deutsche Team war bei der letzten Europameisterschaft nämlich nicht gut.“ – , sondern auch einen „Tagesschau“-Podcast. „15 Minuten“ heißt der und ist im Kontrast zum allabendlichen 20-Uhr-Flaggschiff eine Morgensendung für den anstehenden Tag, ein Audio-Frühstücksnewsletter.
Podcasttypisch richtet sich das Format an junge Zielgruppen: Es wird geduzt, die Themenauswahl ist jugendlicher (Wehrdienst, teurer Alkohol, verdreckte Schulklos etwa), per WhatsApp, Sprachnachricht und Mail kann man die Redaktion kontaktieren. Das Angebot schließt die Lücke zwischen den öffentlich-rechtlichen „Logo!“-Kindernachrichten des ZDF und den ARD-Klassikern „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ – und erweitert gleichzeitig die Produktpalette bei Audio-Streamingdiensten, was privaten Anbietern mißfallen dürfte.
Hauptinteresse an der Europameisterschaft sind nicht die Spiele, sondern Zeichen gegen Rechts.
Neutralität und Aktualität nehmen jedoch eher ab. So verweist die Sendung vom 18. Juni beispielsweise auf die ARD-eigene Doku „Einigkeit und Recht und Vielfalt – Die Nationalmannschaft zwischen Rassismus und Identifikation“, die sich bereits seit dem 5. Juni in der Mediathek befindet und in der die üblichen woken Aktivisten vor wachsendem Nationalismus und schrumpfendem Schuldkult warnen.
Die Ergebnisse und sportlichen Leistungen der EM-Spiele interessieren im „Tagesschau“-Podcast ohnehin nur am Rande, wichtiger sind Zeichen und Äußerungen „gegen rechts“. Mmh, sind das „die wichtigen Themen des Tages“? Wenn dann plötzlich noch ältere Geschehnisse aufgerollt werden, verabschieden sich die Macher von der klassischen Nachrichtensendung Marke kurz & knackig.
Anders als beim großen Bruder gibt es bei „15 Minuten“ zudem zwei Sprecher, und diese labern auch lieber miteinander als Meldungen vorzulesen oder Nachrichtenbeiträge anzukündigen. Fazit: Die Wortwahl ist nicht ganz so simpel wie bei den Kollegen mit „einfacher Sprache“, die Themenauswahl und die transportierte Bunt-Botschaft sind es aber allemal.