© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/24 / 28. Juni 2024

Animismus – kein Ausweg aus ökologischer Zwangslage
Okkulte Praktiken

Voodoo ist eine Weltreligion mit weltweit 50 Millionen Anhängern, unendlich vielen Ausformungen und engen Verbindungen zu Sprache, Tanz und Kunst. Den Kern dieser Religion bildet der Glaube an einen von Göttern und Geistern bewohnten Kosmos, zu dem okkulte Praktiken eine Verbindung vermitteln. Voodoo beinhaltet zudem eine universelle animistische Idee, die davon ausgeht, daß jede Existenz eine Seele gleicher Art in der Natur hat, selbst wenn deren Form eine andere ist. Demnach wird die Natur von Geistern regiert, die in einer Analogie zum menschlichen Willen stehen. In der Republik Benin, wo sich 40 Prozent der Bevölkerung zum Christentum, 30 Prozent zum Islam bekennen, liegen die westafrikanischen Hochburgen des Voodoo-Kults, über den der Berliner Filmkünstler Tawan Arun eine Ethno-Dokumentation für Arte vorbereitet. Arun wollte ursprünglich die traditionelle animistische Religion, der weit mehr als die statistisch erfaßten 20 Prozent der Bevölkerung anhängen, nicht als exemplarisches „dunkles Afrika“ darstellen, dem die Segnungen westlicher Aufklärung noch nicht zuteil geworden sind, sondern als „Gegenpol zum Furor der Verschmutzung und der Ausbeutung durch die Konsumgesellschaft“. Jene expandiere auch in Westafrika, einem „tiefreligiösen Teil des Kontinents, wo Atheisten kaum zu finden sind“. Nach vielen Filmstudien in Benin zieht er jedoch ein ernüchterndes Fazit: Künftig werde der Animismus zwar in Medien des globalen Nordens präsenter sein, aber ein Modell zur Überwindung der ökologischen Zwangslange des westlichen Kapitalismus biete diese Naturreligion eher nicht (Lettre International, 145/2024). (ob)  www.lettre.de