Insolvenzen: Höchster Stand seit fast zehn Jahren
NEUSS. Im ersten Halbjahr registrierte die Wirtschaftsauskunft Creditreform 11.000 Firmenpleiten. Das ist ein Anstieg um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (8.470 Fälle). „Die Insolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht“, erklärte am Montag Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Die Unternehmen kämpften weiter gegen die Auswirkungen der Rezession, anhaltende Krisen und die kraftlose Konjunkturentwicklung: „Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick“, so der Wirtschaftsforscher. Etwa 133.000 Beschäftigte seien von den Insolvenzen betroffen (Vorjahreszeitraum: 125.000). 59,1 Prozent der Fälle wurden im Dienstleistungssektor registriert. Im Baugewerbe stieg das Insolvenzaufkommen um 27,5 Prozent, was von der Baukrise beeinflußt worden sein dürfte, so Hantzsch. Die Aussichten seien schlecht: „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen. Zusammen mit den immer noch hohen Zinsen bleibt die Unternehmensfinanzierung eine echte Herausforderung.“ Trotz der EZB-Zinswende dürften die Firmeninsolvenzen „bis Jahresende zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen“, prognostizierte der Experte. (fis)
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Bürokratie: Schwere Kugel am Fuß des Mittelstands
BERLIN. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat die Bundesregierung aufgefordert, „grundsätzliche Standortmißstände aus dem Weg zu räumen“. Es gebe zu viele ungeklärte Themen und Ärgernisse, erklärte ZDH-Präsident Jörg Dittrich im Tagesspiegel. Ein Betriebsinhaber aus dem Metallbau habe ihm beispielsweise berichtet, wie er vier große Geschäftskunden verloren habe: „Wegen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes war eine Auftragsbedingung, genau anzugeben, woher die von ihm verwendeten Kupferkabel stammen. Er hatte aber schlicht nicht die Informationen, um nachzuweisen, ob überall in seiner Lieferkette die geforderten Bedingungen gegeben sind. Die kleinen Betriebe können das nicht leisten“, kritisierte Dittrich. „Die Bürokratie, die wir uns im Laufe der Jahrzehnte geschaffen haben, ist eine schwere Kugel am Fuß des Mittelstands geworden und bremst viele Betriebe massiv aus“, so der 54jährige Dachdeckermeister. (fis)
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Zahl der Woche
5,3 Millionen Bürger waren 2023 im öffentlichen Dienst beschäftigt. Das waren 60.800 mehr als im Vorjahr (+1,2 Prozent). Damit arbeiteten voriges Jahr 11,7 Prozent der insgesamt 45,6 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland im Staatsdienst. Hohe Zuwächse gab es an den öffentlichen Schulen (+18.900 auf 1.028.400 Beschäftigte/Zuwachs: 1,9 Prozent) und in den Kindergärten (+11.400 auf 278.900 Beschäftigte/+4,3 Prozent).
Quelle: Statistisches Bundesamt