Die sozialen Netzwerke sind voll von den Ungeheuerlichkeiten, die sich rund um die EM abspielen. Vom ZDF-Reporter, der die Nationalhymne um „vor allem Vielfalt“ umtextete, die Islam-Skandale von Antonio Rüdiger. Und auch jede Menge andere Miesmacherei um angeblich nur wenige Deutschlandfahnen auf den Fanmeilen usw. finden wir dort. Doch wollen wir uns die Freude am Fußballfest im eigenen Land kaputtmachen lassen? Ich nicht! Dann haben nämlich die gewonnen, die den Fußball für ihr politisches Süppchen mißbrauchen. Und wir haben verloren. Wir – oder zumindest ich, für den seit 1978 jede Welt- oder Europameisterschaft etwas ganz Besonderes ist. Es fällt mir schwer, all das auszublenden. Und beim Eigentor von Antonio Rüdiger im Eröffnungsspiel habe ich mich bei einer gewissen Schadenfreude ertappt: „Das ist Karma“, habe ich schelmisch zu meinem großen Sohn gesagt. Vor dem Anpfiff hatte er mich ins Gebet genommen, daß wir trotz aller Eskapaden ab sofort nur noch ein Ziel kennen: den Europameistertitel für Deutschland!
Und er hat recht. Im Alltag regen wir uns viel zu oft über all das auf, was in diesem Land schiefläuft. Aber wenn wir uns nur noch darauf konzentrieren, macht das Leben keinen Spaß mehr. Deswegen habe ich mir vorgenommen, die EM als ein Sportfest zu nehmen, das mich begeistert. Wie sagte mein Sohn nach der Hymne so schön: „Immer, wenn alle Spieler mitgesungen haben, wurde es ein erfolgreiches Turnier.“ Das war in der Tat lange nicht mehr der Fall. Also, geben wir uns dem Zauber hin, den der Fußball und auch die ausländischen Fans mit ihrem unbefangenen Patriotismus in unserem Land verbreiten. Laßt uns Spaß haben.