TV-Legende Stefan Raab kehrt auf die deutschen Fernsehbildschirme zurück. Am 14. September wird der Entertainer im PSD Bank Dome in Düsseldorf zu einem Show-Boxkampf gegen seine alte Ring-Rivalin Regina Halmich antreten. Zweimal schon hat die ehemalige Boxweltmeisterin Raab während seiner aktiven Zeit (als Moderator) schwer vermöbelt. 2001 brach die Karlsruherin dem gebürtigen Kölner in dessen Fernsehshow „TV total“ die Nase.
Bei der versuchten Revanche sechs Jahre später unterlag Raab Halmich knapp nach Punkten. Zwei Niederlagen, die den als fast schon krankhaft ehrgeizig verschrienen „König Lustig“ offenbar schwer gewurmt haben. So schwer, daß er nach etwa neunjähriger Bühnenabstinenz jetzt ins ganz große Rampenlicht zurückkehrt, um nochmals sein Glück gegen die große Ungeschlagene des internationalen Boxsports zu versuchen. Und vielleicht bleibt es bei der kurzen Flimmerkisteneinlage nicht: Kann Raab das verstaubte Fernsehen wiederbeleben?
Dabei hatte er sich nach seinem offiziellen Abschied im Dezember 2015 nahezu komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Lediglich hinter der Kamera war der Comedy-Star, der erst auf Viva und dann mit seiner Late-Night-Show auf ProSieben Generationen von Deutschen zum Lachen brachte – und mit Sendungen wie „Schlag den Raab“ oder der „Wok-WM“ der dösig gewordenen Samstagabend-Unterhaltung neues Leben einhauchte – noch regelmäßig als Produzent aktiv.
Neue Formate für RTL und den ESC liegen in der Luft
Dabei verkaufte der gewiefte Geschäftsmann mit dem goldenen Riecher für den Massengeschmack viele seiner ursprünglich für seinen alten Sender ProSieben entwickelten Formate an dessen größten Konkurrenten RTL – mit dem Raab über viele Jahre eigentlich immer so ein bißchen auf Kriegsfuß stand. Angeblich soll er den Verantwortlichen des Kölner Medienhauses lange nicht verziehen haben, daß sie ihn damals, als er noch Moderator beim Musiksender Viva war, mit seinem Konzept für seine spätere Erfolgsshow „TV total“ abgelehnt hatten.
Inzwischen scheint das Verhältnis zwischen Raab und RTL aber deutlich besser zu sein. Wie man munkelt sogar besser, als das zu seinem früheren Arbeitgeber. Spekulationen zufolge soll das auch der Grund sein, warum der dritte Teil der Boxkampf-Serie nicht wieder, wie die meisten es eigentlich erwartet hatten, von dem Sender mit der roten Sieben gezeigt werden wird, sondern eben von dem Kanal mit den drei großen Buchstaben. Für den produziert Raab während der Europameisterschaft „Das RTL EM-Studio – Alle Spiele, Tore, Emotionen“. Kreativ verantwortlich, sowohl für das EM-Format als auch für das große Box-Event in Düsseldorf, zeichnet sich die frisch gegründete Produktionsfirma des TV-Giganten „Raab Entertainment“.
Gänzlich zerschnitten scheint das Tischtuch zwischen dem Entertainer und seinem einstigen Brötchengeber aber dennoch noch nicht zu sein. Wie der Mediendienst DWDL berichtet, haben Raab und der Manager Daniel Rosemann, einst Chef der Schwestersender Sat.1 und ProSieben – und heutiger Partner Raabs bei dessen Produktionsfirma – sogar große Zukunftspläne, in die neben RTL, ARD und ZDF auch der ehemalige Heimatsender von Rosemann und Raab involviert sein soll.
So arbeitet man angeblich gemeinsam an einem großen Show-Event für den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC), das ab kommendem Jahr auf allen vier Sendern ausgestrahlt werden soll. Die lange Liste der Erfolge des multimedialen Tausendsassas könnte also – ganz unabhängig davon, wie er sich diesmal im Boxring schlagen wird – noch lange nicht an ihrem Ende angelangt sein.
Bereits in der Vergangenheit war Raab so etwas wie die deutsche ESC-Feuerwehr, die immer dann eingriff, wenn es in Sachen internationaler Musikerfolge mal wieder lichterloh brannte. 1998 schickte der Songwriter unter dem Pseudonym Alf Igel, eine parodistische Anspielung auf den Musikproduzenten Ralph Siegel, Guildo Horn ins Rennen und holte mit diesem den siebten Platz bei dem europäischen Liederwettbewerb. Zwei Jahre später trat der Musiker sogar selbst bei der Veranstaltung an; erreichte mit seinem Gaga-Song „Wadde hadde dudde da?“ in Stockholm den fünften Platz für Deutschland. Eine weitere Top-Ten-Plazierung (Platz acht) erreichte der Musikproduzent mit seinem Schützling Max Mutzke beim Eurovision Song Contest 2004 in Istanbul. 2010 lieferte der ehemalige Metzgerlehrling dann sein ESC-Meisterstück ab, als die von ihm in seiner TV-Show „Unser Star für Oslo“ (USfO) entdeckte Sängerin Lena Meyer-Landrut mit ihrem Song „Satellite“ in Norwegen tatsächlich den Sieg davontragen konnte.
Raabs Gespür dafür, was das große Publikum will – und seine Fähigkeit, es ihm auch gegeben zu können – war über die vielen Jahre hinweg, in denen er das Unterhaltungsgeschäft aufmischte, also aus gutem Grund stets legendär. Dieser Ruf dürfte wohl auch zu einem aktuellen Gerücht beigetragen haben, das seit der Ankündigung seines Box-Comebacks in Medienkreisen die Runde macht. So vermuten nicht wenige, daß der Entertainer hinter einem der derzeit bekanntesten Medien-Phänomene der Republik stecken könnte. Gemeint ist der sogenannte „Anzeigenhauptmeister“; jener junge Mann, der mit seinem „Hobby“, der Erfassung und dem Anschwärzen von „Parksündern“ in ganz Deutschland seit Monaten die Internetgemeinde zur Weißglut treibt. Berühmt gemacht hat den 18jährigen Niclas M. eigentlich eine Reportagen-Reihe der Sendung „SpiegelTV“. Jedoch hat sich der Hype um die mittlerweile berühmteste Petze des Landes, dank Sozialer Medien wie TikTok, bald schon verselbständigt.
Die Spekulationen darüber, daß der selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ in Wirklichkeit nur eine von Raab erdachte Kunstfigur sein könnte, werden von dem Teenager mit dem Damenfahrrad und der Warnweste auch kräftig selbst befeuert. Nicht nur, daß er völlig überraschend ausgerechnet in genau dem Ankündigungsvideo auftauchte, in dem Raab mit seinem alten „Showpraktikanten“ Elton bekanntgegeben hatte, für den finalen Kampf gegen Regina Halmich zurückkehren zu wollen; auch ein Clip, den der „Polizifist“ bald darauf selbst veröffentlicht hatte, warf einige, bis heute nicht beantwortete, Fragen auf.
Der Anzeigenhauptmeister lädt zum Rätseln ein
In dem Video war der Komiker Matze Knop zu sehen, der im typischen Anzeigenhauptmeister-Outfit Falschparker aufschrieb. Nach einem herzhaften „Anzeige ist raus!“ fuhr dieser mit dem Fahrrad davon und antwortete auf die Frage, was es damit auf sich habe: Er könne „jetzt nicht alles verraten“. Worauf die kryptische Andeutung folgte: „Es steckt ein bißchen was dahinter. Aber ich habe versprochen, daß ich nichts sage.“ Versehen war der Clip zudem mit den viel oder auch wenig sagenden Hashtags „Raab“, „Anzeigenhauptmeister“, „1409“ und dem ominösen Kürzel „srsmnm“. Niclas M. schrieb unter dem Beitrag, wohl in Anspielung auf Raab-Protegé Elton, er könne sich Knop zwar gut als Praktikanten vorstellen, wüßte aber nicht, was dieser mit seinen Aussagen genau meine.
Ob es sich bei dem Ganzen nur um eine digitale Cross-Promotion handelt oder die „Killerplauze“ tatsächlich ganz Deutschland an der Nase herumgeführt hat, wird sich vermutlich erst am 14. September in Düsseldorf zeigen. Der Schlußgong könnte dann der Startschuß für eine neu aufgewärmte TV- oder Streaming-Karriere sein.