© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/24 / 21. Juni 2024

CD-Kritik: Vltimas – Epic
Opernhaft röcheln
Alexander Graf

Mit dem Begriff Allstar-Band wird bisweilen in der Musikpresse inflationär um sich geschmissen. Im Fall der Extreme-Metal-Truppe Vltimas trifft er jedoch vollumfänglich zu. Nicht nur Gitarrist Rune Eriksen (Ex-Mayhem) und Schlagzeuger Flo Mournier (Cryptopsy) haben sich bereits ihre Meriten verdient. Mit David Vincent (Ex-Morbid Angel) steht einer der prägenden Sänger des Death Metal am Mikro des Quintetts. 

Dabei ist „Sänger“ hier kein Euphemismus für einen typischen Metal-Schreihals. Mr. Vincent hat seinen eigenen Stil aus tiefem Röcheln und opernhaft anmutendem Klargesang. Das verleiht den insgesamt neun Stücken auf dem zweiten Vltimas-Album einen unverwechselbaren Klang, der sie aus der Masse der Death-Thrash-Metal-Veröffentlichungen heraushebt.  Aber auch die Mitstreiter an den Instrumenten zeigen, was sie drauf haben. Ob es die fies sirrenden Gitarren und das abwechslungsreiche Schlagzeugspiel in „Exercitus Irae“ ist oder die Ohrwürmer „Epic“ und „Miserere“, die Metal-Veteranen enttäuschen nicht. 

Daß die Lieder so viel eingängiger sind als einige der ehemaligen Kapellen der Musiker, macht es dem Hörer leicht, Zugang zum Material zu finden. Wer sich einige arg vertrackte Nummern von Morbid Angel anhört, wird wissen, was gemeint ist. Dazu paßt, daß die Mannen von Vltimas auch in rund 37 Minuten musikalisch alles erzählen, was sie erzählen wollen. Das mag manchem Hörer zu kurz erscheinen. Doch wer von davon nicht genug bekommt, kann einfach erneut die Play-Taste betätigen. 

Vltimas Epic Season of Mist, 2024  www.vltimas.com