In der aktuellen Standort-Rangliste des International Institute for Management Development (IMD Lausanne) ist Deutschland bezüglich seiner technisch-wissenschaftlichen Infrastruktur von Platz 14 auf Platz 20 gefallen. Im Internetqualitätsranking von Surfshark rutschte Deutschland von Rang 26 auf Rang 40 ab – immerhin knapp vor Kolumbien, aber hinter Peru und Panama. An der Spitze der Telekommunikation stehen die Emirate, Kanada, Singapur, Dänemark und Frankreich. An unseren Äckern und Bergen kann es nicht liegen, wie sich Telekom, Vodafone & Co. seit Jahren herausreden: Im Farmland USA (Rang 6), in der hochgebirgigen Schweiz (Rang 7) oder im Telefónica-Heimatland Spanien (Rang 9) sind langsame und instabile Netzverbindungen oder gar Funklöcher weit seltener.
Die Mobilfunkstrategie, die das Merkel-Kabinett 2019 beschlossen hat, war offenbar eine Luftnummer. Auch die Gigabitstrategie der Ampel, die auch das Festnetz mit mehr Glasfaserkabel voranbringen will, kann offenbar den Infrastrukturausbau nicht spürbar beschleunigen. Die IT-Milliardenkonzerne investieren freiwillig eben nur dort, wo es sich für sie wirklich lohnt – oder wenn eine effektive Regulierungsbehörde sie dazu zwingt. Das kostet und schmälert in der Regel den Konzerngewinn, wenn der IT-Wettbewerb gut funktioniert. Deshalb hat die Bundesnetzagentur (BnetzA) im Mai vorgeschlagen, daß ab 2030 die heimischen Mobilfunknetze auf 99,5 Prozent der Fläche Deutschlands ihre Kunden zumindest mit einer Download-Geschwindigkeit von 50 Megabit (MB) pro Sekunde versorgen müssen.
Telekom-Vorstandschef Timotheus Höttges hält diesen Minimalkonsens für „kaum umsetzbar“, denn es würde bedeuten, daß „bis an jede Milchkanne eine gute Mobilfunkversorgung“ gefordert werde. Dabei hätte die Politik neben der Bundesnetzagentur noch eine zweite Daumenschraube, wenn ihm die heimische Infrastruktur wirklich am Herzen liegen würde: Der Bund ist mit mehr als 30 Prozent weiterhin Haupteigner der Deutschen Telekom AG. Bis 8. Juli läuft nun die Konsultationsphase mit den Konzernlobbyisten zum BnetzA-Vorschlag. Danach wird entschieden. Und es ist zu befürchten, daß Höttges sich durchsetzt, damit die Telekom-Milliarden weiter hauptsächlich bei Töchtern wie T-Mobile USA investiert werden.