© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/24 / 21. Juni 2024

Grüße aus … Kuba
Kriegsschiffe gucken
Alessandra Garcia

Schiffe gucken war in den vergangenen Tagen in Havanna höchst angesagt. Natürlich stand auch ich am Malecon, der Uferpromenade, um mir das Schauspiel anzusehen: Da war dieses gewaltige Atom-U-Boot, das einem leblos an Land treibenden großen schwarzen Wal gleicht.

Eine Handvoll Besatzungsmitglieder stand orangenen Seepocken gleich in Signalwesten auf der Brücke, quasi um die Ausmaße des riesigen Schiffes deutlich zu machen. Die Angler neben mir, immerhin alles in den Revolutionsstreitkräften ausgebildete Soldaten, beeindruckte die russische Kraftdemonstration dagegen wenig. Sie sinnierten lediglich darüber, ob das U-Boot „Kasan“ auch Atomraketen an Bord hat. Nach Angaben des russischen Botschafters nicht, aber schippert so ein Boot ohne seine gefährlichste Waffe einfach um die Erde? Noch despektierlicher waren die Kommentare zur Raketenfregatte „Admiral Gorschkow“. Ein paar gehässige Kommentare gab es zum Bergungsschlepper „Nikolai Tschiker“. Allein der Öltanker „Akadémik Pashnin“, den würden sie in bester Piratenattraktion am liebsten kapern, um die Ladung meistbietend zu verhökern.

Zwei Tage nach den Russen traf übrigens ein Patrouillenschiff der Royal Canadian Navy im Hafen ein.

Nach Angaben des kubanischen Außenministeriums stellte keines der Schiffe bei seinem Zwischenstopp (12. bis 17. Juni) in Havanna „eine Bedrohung für die Region“ dar. Die USA sahen es offiziell ähnlich und schickten doch zwei Zerstörer und zwei weitere Schiffe mit Vermessungstechnik allein zur Überwachung des U-Boots aus, während ein weiterer Zerstörer und ein Kutter der Küstenwache die anderen drei Russen-Schiffe aus sicherer Entfernung begleitete.

Zwei Tage nach den Russen traf übrigens ein weiteres graues Kriegsschiff im Hafen von Havanna ein: die HMCS Margaret Brooke, ein Patrouillenschiff der Royal Canadian Navy aus Halifax in Nova Scotia – auf Freundschaftsbesuch. Anlaß sei der 80. Jahrestag „ununterbrochener diplomatischer Beziehungen“ und der 50. Jahrestag der gegenseitigen Zusammenarbeit, heißt es in der Notiz der Revolutionsregierung.

Für die Russen dürfte dieses Zusammentreffen höchst spannend gewesen sein, denn das Schiff gehört zu einer neuen Klasse, die erst kürzlich in Dienst gestellt wurde.

Besuche von Kriegsschiffen werden von den Habaneros stets kritisch gesehen. So erinnerten in sozialen Netzwerke viele an die Geschichte der „Maine“, deren Explosion im Hafen von Havanna den spanisch-amerikanischen Krieg auslöste. Statt Kriegsschiffen würde er sich lieber Fähren wünschen, schrieb ein User, „beladen mit Millionen Kubanern und ihren Kindern, die nach Hause zurückkehren“. Oder kubanische Schiffe, die beladen mit Fisch, Zucker, Zitrusfrüchten, Mineralien oder Tabak für den nationalen Verbrauch zurückkehren.