Stellen Sie sich jemanden vor, der vollmundig zum feucht-fröhlichen Fußballgucken einlädt – um dann den erwartungsfrohen Zechern und Rasensportenthusiasten alkoholfreies Bier und die Wasserballett-Übertragung zu servieren. So ähnlich verhält sich der Bundesverteidigungsminister bei der Präsentation seines „neuen Wehrdienstes“.
Im Lichte der „Zeitenwende“ war Boris Pistorius angetreten, die Bundeswehr wieder für die Landes- und Bündnisverteidigung fit zu machen. Angesichts der zugespitzten sicherheitspolitischen Lage brauche es wieder abschreckungsfähige Streitkräfte. Und schnell wurde klar, daß man die immer größer klaffende Personallücke in der Truppe nicht mehr wie bisher allein durch Freiwillige schließen kann. Also schloß der Minister mit dem Macher-Image: „Ganz ohne Pflicht wird es nicht gehen.“ Und nun?
Aus der Rückkehr der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht wird die Fragebogenausfüllpflicht. „Auswahlwehrdienst“ nach skandinavischem Vorbild nennt Pistorius das und gibt sich optimistisch, auf diese Weise genügend Soldaten zu rekrutieren. Wie sein Zwitter aus kaum Pflicht und viel Freiwilligkeit nun für den jährlich nötigen Aufwuchs von 10.000 Rekruten sorgen soll, bleibt ein Geheimnis des Ministers. Der mußte sich nämlich eingestehen, daß er im Kräftemessen innerhalb der Koalition ein Badewannen-Admiral ist – ohne politische Feuerkraft gegen Kanzler oder Partei.
Nichts spricht übrigens gegen alkoholfreies Bier und Wasserballett. Aber viel gegen falsche Versprechungen.