„Größte Herausforderung unserer Generation“
DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hat die künftige EU-Kommission davor gewarnt, die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Klimaschutz zu priorisieren. Dies könnte sich negativ auf den 2019 von Ursula von der Leyen vorgestellten und 2021 beschlossenen „Green Deal“ auswirken, der bis 2050 Klimaneutralität erzwingen will. Die sei ein „historisches Projekt und eine der größten Herausforderungen unserer Generation“, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner im Tagesspiegel. Das Jahr 2023 markierte das „heißeste Jahr in Europa seit Beginn der Aufzeichnung“, und dieser Trend setze sich fort: Im März dieses Jahres seien „sowohl bei der Lufttemperatur als auch bei der Temperatur der Meeresoberfläche erneut Klimarekorde gebrochen worden, und zwar zum zehnten Mal in Folge“, behauptete der 2020 unter der damaligen Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) ins Amt gekommene Politikprofessor. Die Wissenschaft sei sich einig: Um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, müsse man beim globalen Temperaturanstieg „deutlich unter zwei Grad Celsius bleiben“. Dies schaffe man aber nur, „indem wir bis Mitte dieses Jahrhunderts eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft aufbauen“, so Messner. Dies werde nicht einfach: Viele der Maßnahmen würden sich auf Verbraucher, Hausbesitzer und auch auf Unternehmen auswirken. „Für Personen, die der grünen Wende kritisch gegenüberstehen, ist dies bereits zu viel“, kritisierte der 62jährige UBA-Chef. Nach der Europawahl legte Messner nach: Der Rechtsruck in der EU und eine neue Präsidentschaft Donald Trump in den USA seien zwar „keine Welt, in der wir Klimaneutralität und eine Stärkung unserer ökologischen und ökonomischen Leistungsfähigkeit wirklich umsetzen könnten“, sagte er im einem DPA-Interview anläßlich des 50. UBA-Gründungsjubiläums. Dennoch müsse der „systemische Umbruch“ vollzogen werden: „Dabei geht es nicht nur um einzelne Grenzwerte, Anreize oder Verbote, sondern um den Umbau sektoraler Rahmenbedingungen, um Wirtschaft und Konsummuster in Richtung Nachhaltigkeit auszurichten“, verlangte der Dessauer Behördenchef. (fis)
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Schweizer für mehr Strom aus „erneuerbaren Energien“
BERN. Die Schweizer haben das „Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien“ in einer Volksabstimmung bestätigt: 68,7 Prozent votierten am Sonntag für das umstrittene Gesetz, mit dem das Energie- und das Stromversorgungsgesetz 2023 geändert wurden. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 45,4 Prozent. Das Stromgesetz soll die inländische Stromproduktion um 35 Terawattstunden (TWh) durch den Ausbau von Wasser-, Solar- und Windkraft sowie die Nutzung von Biomasse und Geothermie steigern, um in den Wintermonaten nicht mehr als fünf TWh Strom aus dem Ausland einkaufen zu müssen. Dafür sind 16 neue Wasserkraftprojekte sowie zusätzliche Wind- und Solarparks vorgesehen. Für Neubauten mit einer Fläche von über 300 Quadratmetern gilt eine Solarpflicht. Naturschützer und die konservative SVP kritisierten, daß das Stromgesetz die Rodung von Wäldern sowie die Verschandelung von Landschaften und die Vernichtung von Biotopen ermögliche. So werde die Souveränität des Volkes, der Kantone und der Städte eingeschränkt. (fis)
strom-gesetz-nein.ch/argumentation
Erkenntnis
„Viele Neubauprojekte sind nicht auf der Höhe der Zeit, sondern eine Wiederholung der Vergangenheit – und todlangweilig. Es erstaunt mich, wie sehr deutsche Städte daran scheitern, moderne öffentliche Räume zu schaffen. Stattdessen betreiben sie ‘business as usual’, verwalten und wagen keine Schritte in die Zukunft. Laufe ich durch Berlin oder Frankfurt oder Hamburg, frage ich mich: Wieso sind die Erwartungen an Architektur hier so niedrig?“
Daniel Libeskind, New Yorker Architekt und Gewinner des Wettbewerbs für das One World Trade Center (1 WTC) in Lower Manhattan