Stadttauben sind vielerorts eine Plage: Sie verkoten Plätze und Dächer, verbreiten Zecken und Flöhe. Kaum ein innerstädtisches Bauwerk, das keine Anti-Zecken-Spikes oder -Netze trägt. Die Mittel zur Taubenvergrämung sind so zahlreich wie nutzlos. In Limburg an der Lahn darf die Stadtverwaltung nun zu einer rabiaten Lösung greifen: die „Ratten der Lüfte“ durch Genickbruch töten. Das ist das Ergebnis eines Bürgerentscheides in der hessischen Dom- und Bischofsstadt, der parallel zur Europawahl stattfand. Der Stadtrat hatte zuvor den Vorschlag eines Falkners aufgegriffen, die Tauben in einen Fangschlag zu locken und dort nach einem Betäubungshieb auf den Kopf mittels Genickbruch vermeintlich schmerzlos umzubringen. Ein empörter Aufschrei des Deutschen Tierschutzbundes, des Landestierschutzverbandes, des städischen Tierschutzvereins und des „Taubenprojekts Limburg“ war die Folge.
Der Ausgang der Volksabstimmung in Limburg ist „ein ganz schlimmer Tag für das Tierrecht“.
Sie sammelten erfolgreich Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen den Taubentod. Doch trotz des intensiven Wahlkampfes der Taubenfreunde ging die Volksabstimmung – und die EU-Wahl – anders aus als erhofft: 53,4 Prozent (7.530 Bürger) votierten für „das grausame Töten“ und sogar 57 Prozent (8.534) für CDU, AfD, BSW und Freie Wähler – und nur 31,5 Prozent für die Ampel (2021: 53,9 Prozent) und die Tierschutzpartei (zusammen 4.713 Stimmen). Die Taubenfreunde sind entrüstet und argumentieren, daß der Mensch eine Obhutspflicht für Stadttauben als verwilderte Haustiere habe. Sie fordern den Bau von Taubenschlägen. Daß nun 700 Tauben „letal entnommen“ werden, ist für das Bündnis „ein ganz schlimmer Tag für das Tierrecht“. Auch überregional löste der Vorgang emotionale Reaktionen in den (sozialen) Medien aus. Bürgermeister Marius Hahn (SPD) und die 45 Stadtverordneten können sich jedenfalls auf den demokratischen Mehrheitswillen des Bürgerentscheides berufen.