Umstrittene TU-Präsidentin bleibt im Amt
BERLIN. Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin (TU) Geraldine Rauch bleibt nach den gegen sie erhobenen Antisemitismusvorwürfen im Amt. Das Kuratorium der TU hat sich mehrheitlich gegen ihren Rücktritt oder eine Abwahl ausgesprochen. Zwar habe die Präsidentin durch ihr „eklatantes Fehlverhalten“ dem Ansehen der Universität „großen Schaden“ zugefügt. Man unterstütze sie jedoch „konstruktiv-kritisch bei ihrem angekündigten Neuanfang“, teilte das Aufsichtsgremium am Montag dieser Woche mit. Die 41jährige habilitierte Rauch hatte auf dem sozialen Netzwerk X mehrere Beiträge mit anti-israelischem Inhalt mit „Gefällt mir“ markiert. Darunter befand sich ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, das mit einem Hakenkreuz beschmiert war. Ein anderer Beitrag bezichtigte die israelische Regierung des Völkermordes an den Palästinensern. Mehrere Kritiker warfen der TU-Präsidentin deswegen Antisemitismus vor. Daraufhin entschuldigte sich Geraldine Rauch und distanzierte sich von den antisemitischen Inhalten. Das Kuratorium der Uni zeigte sich nun „von der Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit“ dieser Entschuldigung überzeugt. „Eine kritische Haltung gegenüber dem derzeitigen Vorgehen der israelischen Regierung ist legitim und keinesfalls antisemitisch, unabhängig davon, ob man diese Kritik teilt oder nicht.“ Vergangene Woche hatte sich der Akademische Rat der TU mehrheitlich für einen Rücktritt Rauchs als Präsidentin ausgesprochen. Überlassen wurde die Entscheidung jedoch ihr selbst. Die Präsidentin erklärte daraufhin, im Amt bleiben zu wollen. Unterdessen hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vergangene Woche dazu entschieden, die Mathematikerin aus einem von ihm berufenen Zukunftsrat auszuschließen. Das Gremium soll Scholz bei Fragen zu den Themen Technologie und Innovationen beraten. „Aus Sicht des Bundeskanzlers sind die gegen sie erhobenen Vorwürfe schwerwiegend, und sie sind bisher nicht ausgeräumt worden“, äußerte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann. (lb/tha)
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Daniel Kehlmann mit dem Börne-Preis 2024 geehrt
FRANKFURT/MAIN. Der Schriftsteller Daniel Kehlmann (49) ist mit dem diesjährigen Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet worden. Er erhielt ihn vergangenen Sonntag in der Frankfuter Paulskirche. In der Laudatio würdigte die Verlegerin und alleinige Preisrichterin Felicitas von Lovenberg Kehlmann als einen der vielfältigsten und nachdenklichsten Autoren. Er sei ein virtuoser wie subtiler Erzähler von Parallelwirklichkeiten. Er spiele mit Erwartungen und biete immer wieder neue Blickwinkel und Deutungen an. Romane wie „Die Vermessung der Welt“ seien für ihn ein Mittel, um die Welt zu gestalten, zu hinterfragen und zu kritisieren. Zuletzt erschien von Kehlmann der Roman „Lichtspiel“ über den Filmregisseur Georg Wilhelm Pabst im Dritten Reich (JF 4/24). Der mit 20.000 Euro dotierte Preis für herausragende Essays, Kritiken und Reportagen ist nach dem Publizisten Ludwig Börne (1786–1837) benannt, der als einer der Wegbereiter des Feuilletons gilt. (JF)
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