© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/24 / 14. Juni 2024

Zeitschriftenkritik: Zack – 300. Jubiläumsausgabe
Auftritt der Serienhelden
Dietmar Mehrens

Mit einer Jubiläumsausgabe und dem Versprechen: „Ab sofort jeden Monat mit 100 Seiten!“ feiert in diesem Monat das Comic-Magazin Zack (Eigenschreibweise ZACK) das Erscheinen seiner 300. Ausgabe der zweiten Generation. Von 1972 bis 1980 waren die knapp 300 Hefte der ersten Generation erschienen. Das Debüt am Kiosk quittierte der damals besonders linke Spiegel vor 52 Jahren mit einem Schnappatmungsartikel. Vor allem die Militärfliegerserie Mick Tangy, übrigens gezeichnet vom Asterix-Vater Albert Uderzo, sorgte im Zeitalter des Vietnamkriegs für Empörung bei den Oberjakobinern. Vor 25 Jahren startete mit deutlich geringerer Auflage und viel höherem Preis, dafür ohne Spiegel-Gezeter die erste Ausgabe der Hochglanz-Neuedition für Nostalgiker und inzwischen erwachsene Liebhaber des Ur-ZACKs.

Mit den genialen Szenaristen Jean-Michel Charlier, René Goscinny, André-Paul Duchâteau und Michel Régnier alias Greg, Spitzenzeichnern wie Morris (Lucky Luke), Hermann (Andy Morgan), Jean Giraud (Leutnant Blueberry) sowie den Motorsport- bzw. Flugzeugexperten Jean Graton (Michel Vaillant) und Albert Weinberg (Dan Cooper) hatte der Hamburger Koralle-Verlag, eine Axel-Springer-Tochter, von Anfang an die Crème de la Crème des franko-belgischen Comic-Kosmos an Bord. Lizenzgeber waren der Asterix-Verlag Dargaud und die Brüsseler Éditions du Lombard.

Viele der legendären Serienhelden der Siebziger feiern das Jubiläum mit Kurzgeschichten, die 2023 aus Anlaß des 77. Geburtstages des belgischen Zack-Vorbilds Tintin entstanden. Altmeister Hermann steuert, zweifellos der Höhepunkt des Heftes, eine neue Episode seines Westerns Comanche bei. Seine mit Greg entwickelte Abenteuerserie Andy Morgan wird von Xavier, Matz und Jerôme Maffre mit einer Hommage an die 1976 in Zack abgedruckte Geschichte „Festung im Nebel“ geehrt. Zeichner Dany huldigt Duchâteaus Detektivserie „Rick Master“. Chaos-Köter Cubitus, Militärpilot Dan Cooper, Formel-1-As Michel Vaillant und eine Parodie auf Gregs SF-Serie Luc Orient füllen weitere Seiten.

Rezensionen, ein Porträt des franko-belgischen Comic-Magazins Tintin (so lautet Hergés Tim und Struppi im Original) sowie die Kolumne „Zack vor 50 Jahren“ runden das Sonderheft ab. In der Rubrik „Der Zack-Keller“ darf Autor Frank Neubauer über die LGBT-Schlagseite der Nominierten des deutschen Comic-Oscars Max-und-Moritz-Preis lästern: „Wer anmerkt, daß nicht jeder Autodidakt ein Künstler ist und die sexuelle Orientierung kein Qualitätsmerkmal, ist bloß ein ignoranter Comic-Fan.“ Jenseits von Zack ist auch die Welt der bunten Bilder also voll im Würgegriff der Regenbogensekte.

Kontakt: Blattgold GmbH, Schillerstr. 128, 67098 Bad Dürkheim. Das Heft kostet 9,70 Euro. www.zack-magazin.com