© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/24 / 14. Juni 2024

Trennung der Geschlechter, Spaltung der Gesellschaft
Alles im Namen der Inklusion

Das „Gendern“ als Umsetzung politischer Vorgaben ist für den Essayisten und Lyriker Daniele Dell’Agli in erster Linie die Machtdemonstration einer kleinen Minderheit, die aber heute in den Leitmedien, in der Politik, an Schulen und Universitäten sowie in über 3.000 Gleichstellungsbüros das Sagen habe. Und denen die Empfänger ihrer gendergerechten Botschaften längst zutrauen, nicht nur die sprachlichen Ausdrucksformen nach ideologischem Gutdünken zu verrenken, sondern bedenkenlos auch Inhalte – Fakten, Informationen, Analysen – gesinnungskonform zu manipulieren. Verfestige  sich dieser Generalverdacht, wie dies infolge der Berichterstattung zur Masseneinwanderung seit 2015 und zu Corona geschehen sei, wende sich das Publikum von den Öffentlich-Rechtlichen und ebenso von überregionalen Zeitungen ab. Was diese auf sozialen Unfrieden abonnierten Verfechter eines „kulturellen Suprematismus“ nicht hindere, 83 Prozent der Bevölkerung das Wichtigste zu verleiden, was sie verbindet: die gemeinsame Sprache. Das geschehe primär durch Auslöschung des generischen Maskulinums, das 1.200 Jahre lang durch seine sachlich-funktionalen Abstraktionen alle Angehörigen einer Sprachgemeinschaft ganz selbstverständlich mit einbezogen hat. Wer dagegen ankämpft, betreibe im Namen der Inklusion das exakte Gegenteil: Trennung der Geschlechter, Spaltung der Gesellschaft. Und sei das nicht genug, fühlten sich immer mehr Menschen etwa durch „postkoloniale“ Umbenennung von Straßen, Speisen, Säuberungen klassischer Texte bis hin zur Bibel der verläßlichen Koordinaten ihres Lebensraums beraubt (Tumult, 2/2024).  www.tumult-magazine.net