NDR entschuldigt sich für Gähn-Emoji
HAMBURG. Der NDR hat sich für eine aus einem Gähn-Emoji bestehende Antwort an einen Nutzer auf X entschuldigt, der den Sender aufgefordert hatte, öfter über Schwerverbrechen zu berichten. Der Beitrag wurde inzwischen gelöscht, „weil er unangemessen ist und nicht den Social-Media-Vorgaben des NDR entspricht“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT mit. Der verantwortliche NDR-Mitarbeiter sei mittlerweile identifiziert worden. Die Sprecherin zur JF: „Der Mitarbeiter, der geantwortet hatte, wird eine vertiefende Community-Management-Schulung erhalten.“ Auf X bat der Sender zudem um Entschuldigung. Unter einem Beitrag des NDR auf X zu den „Ausländer Raus“-Rufern von Sylt hatte sich ein Nutzer erkundigt: „Wie wäre es, wenn Sie sich mal um Messermänner, Drogenhändler, Mörder und Vergewaltiger kümmern?“ Die Reaktion des Senders: ein „Gähnendes Gesicht“-Emoji. Darunter machte sich schnell Empörung breit. „Diese Frechheiten werden mit unseren Zwangsabgaben finanziert … Es ist zum Kotzen …“, schrieb ein Nutzer und erhielt mehr „Gefällt mir“-Klicks als das gähnende Gesicht. Eine Nutzerin merkte an: „Das muß diese Verrohung sein, die oft beklagt wird.“ Die schnell wachsende Zahl der Reaktionen aus der X-Gemeinde war ausschließlich negativ. (sv)
Belästigungsvorwürfe: ZDF setzt Politik-Chef ab
MAINZ. Seit dem 1. Juni hat das ZDF seinen Leiter der Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen, Matthias Fornoff, von seinem Führungsposten entbunden. Hintergrund sind Vorwürfe von drei Mitarbeiterinnen des Senders, die dem Moderator der Umfragesendung „Politbarometer“ Belästigung vorwerfen. Das teilte die öffentlich-rechtliche Anstalt mit. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung halten die Kolleginnen dem 60jährigen vor, sie in „unangenehme persönliche Situationen“ gebracht zu haben. Vor zwei Wochen reichten sie ihre Beschwerde formal ein. Diese hätten unter anderem Intendant Norbert Himmler, Chefredakteurin Bettina Schausten und die Personalabteilung untersucht und Gespräche mit den Frauen sowie Fornoff geführt. Dem verheirateten Vater von zwei Kindern wurde allerdings nicht gekündigt. Er darf weiter für den Sender arbeiten, nicht aber in einer Führungsposition. Denn laut dem Ergebnis der Untersuchung sei Fornoffs Verhalten strafrechtlich nicht relevant. Es sei auch kein typischer „MeToo“-Fall. Dennoch soll der Politikchef sich gegenüber Frauen nicht so verhalten haben, wie es die Werte und die Führungskultur des Senders erforderten. Fornoff soll sich von den Vorwürfen „überrascht“ gezeigt, laut ZDF aber „Fehler eingestanden und die getroffene Entscheidung des ZDF akzeptiert“ haben. Danach habe er Urlaub und Freizeitausgleich beantragt. (fh)
Aufgelesen
„Soziale Medien fördern eine Kultur der Selbstgerechtigkeit. Jeder kann heute auf Knopfdruck Aktivist sein, ohne Anstrengung, ohne Überzeugung und oft auch ohne Ahnung.“
Journalist Richard Gutjahr auf seinem Blog gutjahr.biz