Nachdem Mel Gibson und Danny Glover, die Helden der „Lethal Weapon“-Reihe, etwas in die Jahre gekommen waren, übernahmen erstmals 1995 Will Smith und Martin Lawrence die Rollen eines humoristisch begabten Polizei-Gespanns, das zwischen den Action-Einsätzen, die ein branchenübliches Drehbuch für sie vorsieht, jederzeit für einen flotten, mitunter auch ziemlich dämlichen Spruch zu haben ist. Smith & Lawrence, Dienstort: Miami, Florida, sind nach drei „Bad Boys“-Filmen (zuletzt „Bad Boys for Life“, 2020) zwar selbst in die Jahre gekommen, aber die Masche zieht natürlich weiterhin.
Die Masche: Action-Einlagen mit reichlich Krawumm, lustige – oder zumindest so gedachte – Dialoge und ein grob, aber solide gestricktes Drehbuch, das eine nicht sonderlich verzwickte, aber doch als solche erkennbare Kriminalhandlung in einem explosiven Finale bzw. in Scholz-Deutsch: einem Doppelwumms kulminieren läßt. Für den Doppelwumms, bei Deutschen inzwischen gefürchtet wegen der Bedrohung ihres Wohlstands, sorgen hier ein angeblich rassistisch operierender Albino-Alligator namens Duke (kleiner Seitenhieb auf „woke“ Überempfindlichkeiten) und eine Propellermaschine, die in den verlassenen Freizeitpark stürzt, den Duke als sein Zuhause betrachtet, weshalb er auf illegale Invasoren allergisch reagiert.
In einem stillgelegten Alligator-Park kommt es zum dramatischen Finale
Ehe es soweit ist, hat sich besagte Krimihandlung zu entfalten: Nach einer Herzattacke, die sich ausgerechnet auf der Hochzeitsfeier seines Partners Mike Lowrey (Will Smith) ereignet und die ihn gefühlt bis auf den Grund des Ozeans gebracht hat, soll sich der Polizeidetektiv Marcus Burnett (Martin Lawrence) eigentlich schonen und endlich vegan ernähren. Doch als Vorwürfe ruchbar werden, der von den beiden Kollegen verehrte, in der Ausübung seiner Dienstpflichten ums Leben gekommene Captain Conrad Howard (Joe Pantoliano) sei korrupt gewesen und habe einem kriminellen Kartell wichtige Informationen zukommen lassen, sind sie – ebenso wie der bestens informierte Zuschauer – überzeugt, daß es sich hier um das Ergebnis einer miesen Intrige handelt. In einem posthumen Erklärvideo bestätigt Howard diesen Verdacht und bringt seine ehemaligen Untergebenen auf die Fährte eines Maulwurfs in den Reihen des Miami Police Department. Um diesen zu enttarnen, müssen sie erst mal das Rätsel lösen, wer der „Riese mit den Flaschenböden“ ist.
Schließlich steht Mike vor einem Dilemma: Ausgerechnet Armando (Jacob Scipio), sein mißratener Sohn, der wegen Mordes hinter Gittern schmort, soll den Drahtzieher der Intrige identifizieren können und niemand sonst. Das stößt auf wenig Begeisterung bei Howards Tochter Judy (Rhea Seehorn, bekannt aus der Netflix-Serie „Better Call Saul“), die bei der Polizei einen hohen Posten hat und Armando für den Tod ihres Vaters verantwortlich macht. Sie kann aber nicht verhindern, daß der Häftling per Sondertransport – der Action-Experte kennt das Verfahren aus „Con Air“ (1997) – ausgeflogen wird. Als der Hubschrauber von den Gegnern der polizeilichen Aufklärungsarbeit spektakulär zum Absturz gebracht wird, finden sich Marcus, Mike und Armando in den Sümpfen des Südstaates wieder. In einem stillgelegten Alligator-Park kommt es dann zum bereits beschriebenen Finale mit dem dramatischen Doppelwumms. Und man kann sich vorstellen, daß danach vom „Gator Park“ nicht mehr viel übrig sein wird.
Im Gegensatz zu Bomben und Granaten zünden nicht alle Witze in der Action-Reihe viertem Teil, bei dem Adil El Arbi und Bilall Fallah Regie führten. Am besten sind noch die versteckten Seitenhiebe auf die notorisch Hyperventilierenden von BLM und Generation Schneeflocke. Während sich Marcus nach seinem Nahtoderlebnis spirituell erleuchtet fühlt, hat Mike auf einmal mit Panikattacken zu kämpfen. Er pfeift aber selbstverständlich auf den Achtsamkeitstherapeuten, den das linke Mimosen-Amerika in solchen Fällen stets beflissen und beseelt vom Eifer neomessianischer Missionare bereithält.
„Bad Boys – Ride or Die“ ist also kein Kino für intellektuell oder spirituell Abgehobene oder Zuschauer auf der Suche nach einem tieferen Sinn. Aber das bedeutet natürlich auch: Langweilen muß sich mit den harten Jungs keiner.
Kinostart ist am 6. Juni 2024
Foto: Ungleiche Polizeipartner Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence)